Stell' dir vor, du kommst in dein Lieblingscafé und die Bedienung darf dir keinen Kuchen mehr verkaufen. Alkoholische Getränke sind nun strikt verboten und neben dir wird gemunkelt, dass dein Professor sogar einen vernichtenden Bericht über dieses Café an die Regierung geschrieben hat…
So eine Szene könnte sich in Halle an der Saale zum Ende des 17. Jahrhunderts zugetragen haben. Über die Hintergründe berichtet eine Akte, die zwischen 1695 und 1702 von der Landesregierung im Herzogtum Magdeburg angelegt wurde. Das Modegetränk „Coffeé“ hatte spätestens in den frühen 1690er Jahren die alte Salz- und Residenzstadt erreicht und findige Hallenser*innen sahen in den „Coffeé-Häusern“ eine neue Einkommensquelle.
Auch die Studenten der 1694 gegründeten Friedrichsuniversität entdeckten die „Coffeé-Häuser“ für sich. Hier konnte man sich auf eine Tasse Kaffee oder Tee treffen, mit Freunden Karten, Schach oder sogar Billard spielen, dazu wurde Gebäck verkauft. Wenn es später wurde, gab es auch ganze „Schmäuße“ und Hochprozentiges wurde ausgeschenkt. Das Ganze konnte dann schon mal in „Excesse“ ausarten, was vom Hallenser Stadtrat genauso skeptisch betrachtet wurde, wie von den Professoren. Immerhin hatte die junge Universität einen Ruf zu verlieren, wie der Prorektor in einem Schreiben von 1698 mit dramatischen Worten warnt: