Begegnungen und persönlicher Austausch in München
Die Idee zur gemeinsamen Reise nach München war bei Zoom-Meetings mit Provenienzforscherinnen und -forschern entstanden. Diese hatten zur Herkunft von 145 Silberobjekten aus dem Stadtmuseum München recherchiert und nach berechtigen Erben und Erbinnen gesucht. Denn zwischen 1939 und 1940 hatte das Museum Silberobjekte beim Städtischen Leihamt erworben, die auf staatlichen Zwang hin von jüdischen Familien abgeliefert werden mussten (die sogenannte „Silberzwangsabgabe“). Durch die Recherchen der letzten Jahre konnten 47 Namen von jüdischen Eigentümern und Eigentümerinnen ermittelt werden. Um mehr zu erfahren, entschlossen sich einige der Familien zur Reise nach Bayern. Das umfangreiche Programm „Munich roots“ wurde von Dr. Regina Prinz, Leiterin des Bereichs Provenienzforschung am Stadtmuseum München, erstellt und gemeinsam mit elf Kooperationspartnern und -partnerinnen durchgeführt. Es beinhaltete Führungen und Vorträge, unter anderem im NS-Dokumentationszentrum, beim Zentralinstitut für Kunstgeschichte, auf dem Neuen Israelitischen Friedhof und in der Ohel-Jakob-Synagoge.
Beim feierlichen Akt zur Rückgabe der Silberobjekte im Jüdischen Museum München sprachen Angehörige der Verfolgten des NS-Regimes. Sie berichteten ergreifend über die Lebensgeschichten ihrer Großeltern, Urgroßeltern oder anderer Verwandter. Schließlich übergaben sie die restituierten Objekte dem Stadtmuseum und dem Jüdischen Museum München, damit sie auch zukünftig am Ort ihrer Herkunft ausgestellt werden können. Im Gepäck nehmen die Familien somit keine Objekte mit, dafür neue Erkenntnisse zum Schicksal ihrer Vorfahren und Vorfahrinnen. Und einige erfuhren sogar von bislang unbekannten Verwandten, die sie erstmals in München trafen.
Fabienne Huguenin, Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns