Zum Tag der Provenienzforschung 2025: Präsentation von „Wiedergutmachungsakten“ des Freistaates Bayern

Von Fabienne Huguenin

Am 9. April 2025 fand zum siebten Mal der internationale Tag der Provenienzforschung statt. Der Aktionstag macht auf die gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz dieses Forschungsbereichs aufmerksam. Aus diesem Anlass präsentierten die Staatlichen Archive Bayerns im Bayerischen Hauptstaatsarchiv Auszüge eines „Wiedergutmachungsakts“. Dieser gab Einblicke in das Verfolgungsschicksal der als Jüdin verfolgten Hedwig Bobelle. Mit den ausführlichen biografischen Angaben und den beigefügten Unterlagen fungiert diese Aktengruppe als wichtige Quelle sowohl für die historische Forschung als auch für die Nachkommen von NS-Verfolgten. 

Erstmals zu sehen war die Vitrinenpräsentation bereits am 1. April für Nachkommen Betroffener der sogenannten „Silberzwangsabgabe“. Die Gruppe war auf Einladung des Provenienzforschers Dr. Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum aus aller Welt nach München gereist und besuchte auch das Bayerische Hauptstaatsarchiv (siehe Blogbeitrag vom 26.05.2025: Nachkommen Betroffener der sog. ‚Silberzwangsabgabe‘ zu Gast im Bayerischen Hauptstaatsarchiv). Der ausgewählte Entschädigungsakt enthält Anträge, die Hedwig Bobelle ab 1954 beim Bayerischen Landesentschädigungsamt auf Basis des „Bundesergänzungsgesetzes zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung (BEG) vom 18.9.1953“ eingereicht hatte. Diese Anträge wegen Schaden an Freiheit, Eigentum und Vermögen sowie im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen illustrieren den Umgang der Wiedergutmachungsbehörden mit den ehemals Verfolgten. Vielfach wurden detaillierte Nachweise verlangt, die kaum zu erbringen waren, da auf der Flucht, bei Inhaftierung und anderen kriegsbedingten Schicksalen fast alles zurückgelassen werden musste. Darüber hinaus wird deutlich, dass nicht nur Kulturgüter, wie Gemälde, Musikinstrumente oder wertvolle Bücher geraubt wurden, sondern auch Alltagsgegenstände – von persönlichen Erinnerungsstücken bis hin zu Einrichtungsgegenständen.

Oberhalb des Titels der Ausstellung ist ein schwarz-weiß Foto eines Wohnraumes. Daneben ein Foto von einem Karteireiter. Eine Karte wird mit einer Lupe, die von einer Hand gehalten wird, vergrößert. Am unteren Rand des Plakates sind das Datum und weitere Informationen gedruckt.
Plakat zur Vitrinenausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv | Bayerisches Hauptstaatsarchiv |

Akten, wie die von Hedwig Bobelle, sollen zukünftig unter Beachtung der Rechtsgrundlagen online verfügbar gemacht werden. Deshalb wird zwischen 2023 und 2030 ein Teil der archivischen Überlieferung zur „Wiedergutmachung“ von NS-Unrecht, der in den Staatlichen Archive Bayerns aufbewahrt wird, digitalisiert und tiefenerschlossen. Online bereitgestellt werden die Erschließungsdaten mit ihren Digitalisaten über die Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns und im Themenportal „Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts“.

Die Ausstellung war vom 2. bis zum 30. April öffentlich zugänglich. Über die Webseite der Staatlichen Archive sind die Informationen, darunter das Beiheft zur Ausstellung, auch weiterhin verfügbar.

Zwei Vitrinen mit Akten, dazwischen Roll-Ups mit weiteren Informationen zur Ausstellung
Ausstellung zum Tag der Provenienzforschung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv | Thomas Gehl, Bayerisches Hauptstaatsarchiv |
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