Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen hier einsehen und ändern.
Teilnachlass Alfred Hagenlocher, Maler, Grafiker, Galeriedirektor, Kurator von Ausstellungen (*1914, +1998) (Bestand)
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 2/40
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Sonstige Nachlässe
(1901), (1912-)1931-1932, 1950-1998 (-2004)
Überlieferungsgeschichte
Eingekommen am 1.10.2012 von Frau Brigitte Wagner-Wulf, Michelfeld 11, 72469 Meßstetten, Witwe des Alfred Hagenlocher
1. Biografie: Der Bestand Q 2/40 umfasst den schriftlichen Teilnachlass des Malers, Grafikers und Galeriedirektors Alfred Hagenlocher, der sich überwiegend mit dessen Wirken als Kurator von Ausstellungen, Galeriedirektor und Künstler beschäftigt. Weitere Teile des schriftlichen Nachlasses Hagenlochers v. a. über sein Spruchkammerverfahren und seine Zeit im Internierungslager nach dem Zweiten Weltkrieg werden im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart verwahrt. Der künstlerische Nachlass von Hagenlocher, bestehend aus Gemälden, Grafiken und Zeichnungen Hagenlochers, findet sich in der Städtischen Galerie in Albstadt (vgl. Rubrik 7). Im Folgenden wird zunächst auf die Biografie Alfred Hagenlochers eingegangen. Alfred Hagenlocher wurde am 20. Mai 1914 in Ludwigsburg als Sohn des Friedrich Hagenlocher und der Anna Hagenlocher (geb. Schmid) geboren. Von 1920 bis 1924 besuchte Alfred Hagenlocher die Grundschule und in den Jahren 1924 bis 1931 die Friedrich-Eugen-Oberrealschule in Stuttgart. Im Jahre 1931 verließ er nach eigenen Aussagen die Oberprima kurz vor dem Abitur, ¿da mir wegen der Zugehörigkeit zur SS ein Ultimatum gestellt wurde¿ (Lebenslauf Hagenlochers in seiner Personalakte, siehe Quellenhinweise). Im Anschluss an die Oberrealschule absolvierte Hagenlocher 1931 bis 1932 eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Am 1. April 1932 trat Hagenlocher in die Reichswehr ein. Er diente bis zu seiner Entlassung am 31. Dezember 1933 beim 13. (württ.) Infanterie-Regiment. Bereits sehr früh wurde Hagenlocher ein überzeugter Anhänger und Verfechter der Nazi-Ideologie. Am 1. September 1930 trat er der Hitlerjugend bei. Im Alter von nur siebzehn Jahren wurde Hagenlocher im Juni 1931 Mitglied der NSDAP. Am 1. Juni 1931 wurde er als Anwärter für die Aufnahme in die SS geführt. Die Aufnahme als SS-Mann erfolgte am 1. Dezember 1931. Am 5. März 1934 gab er eine schriftliche Erklärung ab, dass er den Dienst bei der SS als Lebensberuf anstrebe (Personalakte als Mitglied der SS). Hagenlocher durchlief in den folgenden Jahren die typische Laufbahn eines SS-Mannes. Am 24. Dezember 1933 wurde er zum Unterscharführer, am 23. März 1934 zum Scharführer, am 15. März 1935 zum Oberscharführer, am 20. April 1937 zum Hauptscharführer und schließlich am 9. November 1940 zum SS-Obersturmführer ernannt. Vom 1. April bis 1. November 1935 besuchte Hagenlocher als SS-Junker die SS-Führerschule in Braunschweig. 1935 bis 1936 war Hagenlocher Mitglied der Waffen-SS und Abteilungsführer im Hilfswerklager St. Georgen. Am 1. Oktober 1936 wurde er Mitarbeiter der SS-Grenzüberwachung u. a. in München. Als Postenführer fand Hagenlocher auch an der deutsch-österreichischen Grenze Verwendung. Im September 1937 wurde er in die Geheime Staatspolizei Grenzpolizei übernommen. Nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich 1938 wurde Hagenlocher in Wien als Führer eines Sonderkommandos eingesetzt. Am 9. Juli 1938 erfolgte Hagenlochers Versetzung als Postenführer der Grenzpolizei nach Singen/Hohentwiel, wo er bis 1942 blieb. 1941 bestand Hagenlocher die Kriminalkommissarprüfung in Berlin. Am 21. Juli 1941 wurde Hagenlocher zum Kriminalkommissar und Beamten auf Lebenszeit ernannt. Von April bis Oktober 1943 fand er beim Sonderkommando 8 in Mogilev (heute Weißrussland) Verwendung. Näher untersucht ist Hagenlochers Rolle bei der Verfolgung und Ermordung der Familie Schlotterbeck 1944. Friedrich Schlotterbeck und Eugen Nesper waren aktive Kommunisten, die von der Gestapo nach der sog. Machtergreifung Hitlers 1933 verhaftet wurden. Eugen Nesper lief während seines Einsatzes an der Ostfront 1942 zu den Sowjets über und wurde vom sowjetischen Geheimdient zum Agenten ausgebildet. Mit Hilfe des britischen Militärs wurde Nesper im Januar 1944 nach Württemberg geflogen und dort abgesetzt, um Kontakte zu Widerstandsgruppen aufzunehmen und Nachrichten per Funk an den sowjetischen Geheimdienst zu senden. Doch bereits kurze Zeit später wurde Nesper von der Gestapo verhaftet und verhört. Nesper ließ sich nun unter der Leitung von Alfred Hagenlocher, dem zuständigen Beamten für die Spionageabwehr bei der Gestapo, auf ein Doppelspiel ein. Außerdem sollte er Verbindung zu Kommunisten in Württemberg aufnehmen. Zu diesem Zweck trat Nesper auch mit der Familie Schlotterbeck in Verbindung, die eine Widerstandsgruppe aufbauen sollte. Als Nesper Friedrich Schlotterbeck im Mai 1944 gegenüber zugab, für die Gestapo zu arbeiten, wollte die Familie Schlotterbeck zusammen mit Freunden in die Schweiz fliehen. Während Friedrich Schlotterbeck die Flucht gelang, wurden seine Eltern, seine Geschwister und seine Verlobte 1944 von der Gestapo gefangengenommen und hingerichtet. Die Meldung über die Hinrichtungen der Angehörigen der Familie Schlotterbeck an das Standesamt Stuttgart nahm Alfred Hagenlocher als zuständiger Sachbearbeiter vor. Auch Nesper konnte in die Schweiz fliehen, wurde jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland ausgeliefert und als Hauptschuldiger im Spruchkammerverfahren eingestuft. Das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern wurde Hagenlocher am 30. Januar 1944 verliehen. Am 22. April 1945 geriet Hagenlocher in französische Haft, aus der er im Januar 1946 wieder entlassen wurde. Anschließend wurde er von den Amerikanern interniert. Als Mitarbeiter der Gestapo und Mitglied der SS wurde Hagenlocher von der Spruchkammer zunächst als Hauptschuldiger eingestuft. Gegen dieses Urteil legte er mehrfach Berufung ein. Im Januar 1951 wurde schließlich das Spruchkammerverfahren gegen ihn eingestellt. In den folgenden Jahren widmete sich Hagenlocher seiner eigenen künstlerischen Arbeit und der Veranstaltung von Ausstellungen eigener Werke und der anderer Künstler. Die ersten Ausstellungen, die Hagenlocher in den 1950er Jahren als Kurator und Organisator von Ausstellungen durchführte, waren zunächst Künstlern gewidmet, die dem Nationalsozialismus nahestanden. Im November 1952 fand eine Ausstellung eigener Werke und künstlerischer Arbeiten des Malers der Völkischen Richtung Edmund Steppes und des von den Nazis geförderten Bildhauers Ulrich Kottenrodt im Spendhaus Reutlingen statt (Bü 274). Hagenlocher nahm außerdem an Ausstellungen verschiedener Künstlervereinigungen teil. Über die Teilnahme und Organisation von Kunstausstellungen kam er wahrscheinlich auch mit der zunächst in Frankfurt am Main ansässigen Hans Thoma-Gesellschaft e. V. in Berührung, die ihren Sitz schließlich in das württembergische Reutlingen verlegte. Von 1958 bis 1978 amtierte er als Geschäftsführender Präsident der Hans Thoma-Gesellschaft. In diesen Jahren sollte Hagenlocher eine führende Rolle innerhalb dieser Gesellschaft spielen und diese nachhaltig prägen. Hagenlocher kuratierte zahlreiche Kunstausstellungen im Spendhaus und in der Studio-Galerie im Alten Rathaus in Reutlingen während seiner Amtszeit, wie die in diesem Bestand erhaltenen Ausstellungskataloge beweisen (Rubrik 2.1.1.1). Ausgerechnet der ehemalige SS-Mann und Nazi Alfred Hagenlocher stellte Ende der 1950er Jahre und in den folgenden Jahrzehnten in den von ihm kuratierten Ausstellungen in Reutlingen gerade die von den Nazis als ¿entartet¿ verfemten und verfolgten Künstler aus. Ihnen galt auch später in Albstadt seine Hingabe als Ausstellungsmacher. Hagenlocher stellte u. a. die Expressionisten Ernst Barlach, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Alfred Kubin, August Macke, Karl Schmidt-Rottluff und die Bildhauerin Käthe Kollwitz aus. Besondere Aufmerksamkeit widmete Hagenlocher dem Werk des zeitweise in Reutlingen wohnhaften expressionistischen Malers und Grafikers Wilhelm Laage (Bü 120, siehe auch Bü 60, 97, 251, 354, 355). Neben den verfemten Künstlern des Expressionismus beschäftigte sich Hagenlocher in Reutlingen vor allem auch mit der Förderung und Ausstellung bis dahin noch nicht so bekannter und junger Künstler. Dazu zählen etwa Albrecht Appelhans, Volker Bombe, Rolf Escher, Robert Förch, Peter Grau, Volker Detlef Heydorn, Oskar Kreibich, Heribert Losert, Karl Rössing, Hans Erwin Steinbach und Wilhelm Wendel. Gerade Volker Bombe und Peter Grau haben Hagenlocher viel zu verdanken. Schließlich veranstaltete Hagenlocher auch die Feiern zum 20-jährigen Jubiläum 1973 und zum 25-jährigen Jubiläum 1978 der Hans Thoma-Gesellschaft in Reutlingen. In den 1950er und 1960er Jahren lebte Hagenlocher in Reutlingen. 1971 zog Hagenlocher mit seiner Familie auf den Fehlochhof nach Meßstetten, wo er bis zu seinem Ableben wohnte. 1971 bis 1976 pendelte er regelmäßig zwischen dem Fehlochhof und Reutlingen. Im Jahre 1976 trat Hagenlocher die neu geschaffene Stelle des Leiters der Städtischen Galerie Albstadt an (Bü 160). Zuvor hatte Hagenlocher schon Kontakte zu dem Albstädter Industriellen und Kunstsammler Walther Groz, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Groz-Beckert, und zur Stadtverwaltung Ebingen bzw. Albstadt gepflegt. Walther Groz trat dabei als Kunstmäzen auf und kaufte auf Vorschlag von Hagenlocher zahlreiche Kunstwerke, darunter vor allem Grafiken, für die Stiftung Walther Groz an, die in der Städtischen Galerie Albstadt verwahrt wird. In den folgenden Jahren baute Hagenlocher die Sammlungen des Museums aus und kuratierte zahlreiche Ausstellungen. Unter seiner Ägide stieg das Museum zu einer bundesweit beachteten Galerie in der ¿Provinz¿ auf, die nach einem Artikel in der ¿Frankfurter Allgemeinen Zeitung¿ gerade als nicht provinziell angesehen werden muss (Bü 237). In dem Zeitraum 1976 bis 1978 arbeitete Hagenlocher gleichzeitig für die Städtische Galerie Albstadt und für die Hans Thoma-Gesellschaft e. V. in Reutlingen. Auch in Albstadt sollte Hagenlocher teilweise die gleichen Künstler ausstellen, die er Jahre zuvor im Spendhaus und in der Studio-Galerie Reutlingen für die Hans Thoma-Gesellschaft präsentiert hatte. Neue Schwerpunkte der Ausstellungs- und der Sammlungsarbeit in Albstadt wurden jedoch der von Hagenlocher so sehr verehrte Otto Dix und der aus Albstadt stammende impressionistische Maler Christian Landenberger. Von dem Letztgenannten hat Hagenlocher bereits 1970 einen Bestandskatalog der in der Städtischen Galerie verwahrten künstlerischen Arbeiten vorgelegt (Bü 18). Den nach Inhalt und Umfang bedeutendsten Bestand an Grafiken von Otto Dix in einem Museum hat Hagenlocher v. a. mit Hilfe der finanziellen Unterstützung von Walther Groz zusammengetragen und schließlich in mehreren Bestandskatalogen der Städtischen Galerie Albstadt und der Stiftung Walther Groz 1985 beschrieben (Bü 2 und 3). Hagenlocher gelang dabei der Ankauf bedeutender Grafiken und Einzelstücke, wie etwa des Kriegstagebuches von Otto Dix. Der Künstler Otto Dix und seine in Dresden versammelten Schüler und Malerkollegen sollten schließlich zu einem der großen Schwerpunkte in der Sammlung der Städtischen Galerie Albstadt werden. So veranstaltete Hagenlocher noch vor der Wende 1989 Ausstellungen der an der Kunstakademie in Dresden ausgebildeten und zum Umkreis von Otto Dix gehörigen Künstler Gunter Böhmer, Friedrich Karl Gotsch, Gerhard Kettner und Hans Theo Richter. Zu den weiteren Künstlern außerhalb des Kreises um Otto Dix, die Hagenlocher in Albstadt zeigte, gehören u. a. Max Ackermann, von dem vor allem das gegenständliche Frühwerk präsentiert wurde, Maria Caspar-Filser, Fritz Fleer, Manfred Henninger, Horst Janssen, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Wilhelm Laage, Franz Radziwill, Karl Rössing, Fritz Steisslinger, Hermann Stenner, Edmund Steppes, Winand Victor und Detlef Willand. 1981 trat Hagenlocher in den Ruhestand. Sein Antrag auf Verlängerung seines Arbeitsvertrages wurde von der Stadtverwaltung Albstadt abgelehnt (Bü 166 und 287). Wie bei Hagenlocher nicht anders zu erwarten, entwickelte sich der Ruhestand jedoch zu einem ¿Unruhestand¿. Jetzt begann Hagenlocher, sich als Kurator um die umfangreiche Sammlung der Stiftung Walther Groz zu kümmern. Betrachtet man die Tagebücher und Notizbücher aus der Zeit nach 1981, so erkennt man keinen großen Unterschied zu der rastlosen Tätigkeit Hagenlochers für die Kunst in den Jahren bis 1981 als Direktor der Städtischen Galerie Albstadt (Rubrik 5). Mehrmals in der Woche besuchte Hagenlocher als ¿Ruheständler¿ und Kurator der Stiftung Walther Groz die Städtische Galerie. Er reiste zu Kunstgalerien und Auktionen und erwarb dort für die Stiftung wertvolle Kunstwerke, kuratierte mehrere Ausstellungen und veröffentlichte die bereits erwähnten Bestandskataloge zu den Werken von Otto Dix in der Stiftung Walther Groz. 1979 präsentierte Hagenlocher Werke von Dix in einer Ausstellung in Chambéry (Frankreich). Vor allem aber arbeitete Hagenlocher ab 1988 an der Realisierung des von ihm initiierten Museums für Volkskunst ¿ Sammlung Alfred Hagenlocher in Meßstetten (Rubrik 8). Hagenlocher hatte jahrelang neben künstlerischen Arbeiten etablierter und angesehener Künstler privat auch Werke der Volkskunst erworben. Für ihn war Volkskunst künstlerisches Gestaltschaffen, das gleichrangig neben der von professionellen Künstlern geschaffenen Kunst stand. In einem Symposion in der Städtischen Galerie Albstadt im Oktober 1994 vertrat Hagenlocher diese These (R 20/005 21 A120053/105). Seine umfangreiche Sammlung hat Hagenlocher teilweise an die Stadtverwaltung Meßstetten verkauft und zu einem anderen Teil als Stiftung eingebracht. In den Jahren 1988 bis 1994 war er intensiv mit dem Aufbau des Museums und der wissenschaftlichen Bearbeitung seiner großen Sammlung für Volkskunst beschäftigt. In speziellen Tage- und Notizbüchern haben Alfred Hagenlocher und zunehmend auch seine Gattin Brigitte Hagenlocher-Wagner die einzelnen Schritte und Vorgänge bei der Realisierung des Projektes festgehalten (Rubrik 5.2). Die lange erwartete Eröffnung des Museums sollte sich auch wegen Problemen beim Umbau des Schulgebäudes zum Museum und bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der Exponate immer wieder verzögern. Im Juli 1994 erfolgte schließlich die Eröffnung des Museums für Volkskunst ¿ Sammlung Alfred Hagenlocher. Das Museum sollte jedoch Hagenlocher kein Glück bereiten. Bereits im Oktober 1994 kam es zum offenen Konflikt zwischen Hagenlocher und der Stadtverwaltung Meßstetten, der dazu führte, dass Hagenlocher das Museum nur noch nach vorheriger Genehmigung durch die Stadtverwaltung betreten durfte. Die Türschlösser waren ausgetauscht worden, und Hagenlocher hatte quasi Hausverbot. Der sog. Museumsstreit von Meßstetten machte bundesweit Schlagzeilen, da außer in den regionalen Zeitungen auch in Radio- und Fernsehsendungen des Süddeutschen Rundfunks und des Südwestfunks darüber berichtet wurde (Rubrik 15.2). Schließlich nahm sich sogar das ZDF-Magazin ¿Frontal¿ des Museumsstreits an. Der Museumsstreit hat sicherlich die letzten Lebensjahre Hagenlochers verdüstert. Noch mehr aber setzte ihm sein schweres und unheilbares Augenleiden zu, das schließlich zur fast vollständigen Erblindung führen sollte. Bereits ab 1989 war Hagenlocher kaum mehr in der Lage, seine Tage- und Notizbücher selbst zu schreiben (Bü 172-181 und 182-188). Seine Gattin Brigitte Hagenlocher-Wagner übernahm diese Aufgabe für ihn. Auch die Korrespondenz konnte er nicht mehr selbst führen; vom Autofahren ganz zu schweigen. Für den ¿Augenmenschen¿ Hagenlocher, der mit und für die Kunst lebte, war dies sehr tragisch. In den letzten Lebensjahren Hagenlochers kamen noch andere körperliche Beschwerden hinzu. Am 18. November 1998 ist Alfred Hagenlocher in Meßstetten gestorben. Hagenlocher wurden im Laufe seines Lebens einzelne Ehrungen zuteil: 1978 erhielt er die Verdienstmedaille der Stadt Reutlingen für seine Verdienste als Geschäftsführender Präsident der Hans Thoma-Gesellschaft e. V. in Reutlingen (Bü 321). Zwei Jahre später wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Hans Thoma-Gesellschaft ernannt (Bü 322). Der Galerieverein der Städtischen Galerie Albstadt machte ihn zum Ehrenmitglied (Bü 295, 319). Schließlich wurde Hagenlocher zum achtzigsten Geburtstag im Jahre 1994 die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen (Bü 241). Alfred Hagenlocher war im Laufe seines Lebens dreimal verheiratet. Am 21. Juli 1939 heiratete er die aus Gottmadingen stammende Irene Graf (geb. 1912). Aus dieser Ehe gingen der Sohn Ulrich und die Töchter Ingrid und Sigrun hervor. Von Irene Hagenlocher ließ er sich nach dem Zweiten Weltkrieg scheiden und heiratete seine zweite Ehefrau Eva. Seine zweite Ehefrau gebar ihm den Sohn Jörg. Nach dem Ableben der zweiten Ehefrau im November 1966 heiratete Hagenlocher am 17. Mai 1968 die Künstlerin und spätere Galeristin Brigitte Wagner, mit der er bis zu seinem Lebensende zusammenlebte. Die dritte Ehe blieb kinderlos. Auf das künstlerische Werk Hagenlochers soll hier noch eingegangen werden. Hagenlochers Kunst zeichnet sich durch vielfach düstere und melancholische Darstellungen aus. Seine Gemälde und Grafiken zeigen häufig Landschaften bei Nacht, die höchstens von Mondschein erhellt werden. In diesen Bildern wird die melancholische und depressive Seite Hagenlochers manifest. Der Kunsthistoriker Günther Wirth spricht im Zusammenhang mit Hagenlochers zeichnerischem Werk von der ¿Dominanz des Nächtlichen¿, die dieses kennzeichne (Wirth, Günther: Dominanz des Nächtlichen. Zu den Zeichnungen Alfred Hagenlochers, Exemplar in Bü 124). In diesem Aufsatz weist Wirth auch auf eine künstlerische Verwandtschaft Hagenlochers zum Werk Alfred Kubins hin. Hagenlochers zeichnerisches Werk nennt Wirth weitgehend statisch. Im Unterschied zu anderen Künstlern durchläuft Hagenlocher keine besondere Entwicklung, und sein Werk kennt keine Anpassung an den Zeitgeschmack oder an zeitgenössische Stilrichtungen. Die Gemälde Hagenlochers stellen bezüglich Maltechnik und Motiven ebenfalls eine Ausnahme dar, da sie mit Harzfarben gemalt wurden, die in dünnen Schichten auf die Leinwand aufgetragen wurden. Oft schimmert der Bildgrund durch. Die Farbenpalette Hagenlochers besteht nur aus wenigen Farbtönen. Wie bereits erwähnt, hat Hagenlocher seine künstlerische Arbeit ab 1970 weitgehend zugunsten seiner Arbeit als Kurator von Kunstausstellungen und Galeriedirektor eingestellt. Hin und wieder hat er seine Werke auch nach 1970 noch in Ausstellungen gezeigt.
2. Zum Inhalt des Teilnachlasses: Der vorliegende Bestand umfasst überwiegend schriftliche Unterlagen aus Alfred Hagenlochers Tätigkeit als Kurator von Kunstausstellungen, als Geschäftsführender Präsident der Hans Thoma-Gesellschaft in Reutlingen und als Direktor der Städtischen Galerie Albstadt und vereinzelt zu seiner künstlerischen Arbeit. Die Arbeit Hagenlochers als Mitarbeiter der Gestapo und seine Mitgliedschaft in der SS sind dagegen in dem vorliegenden Teilnachlass nicht dokumentiert. Der Bestand Q 2/40 enthält zu Hagenlochers Rolle im Nazi-Regime absolut kein Material. Es sind auch keinerlei Äußerungen Hagenlochers, die retrospektiv die Nazi-Zeit und sein unheilvolles Wirken in dieser Zeit reflektieren, im Bestand Q 2/40 vorhanden. Ebenso fehlen Äußerungen Hagenlochers zum politischen Geschehen nach 1945 im Teilnachlass Hagenlochers im Hauptstaatsarchiv. An dieser Stelle soll noch einmal betont werden, dass sich der künstlerische Nachlass Hagenlochers in der Städtischen Galerie in Albstadt befindet. Der Bestand Q 2/40 beinhaltet relativ wenig schriftliches Material zu dem künstlerischen Schaffen Hagenlochers. In diesem Teilnachlass sind lediglich Reproduktionen von künstlerischen Arbeiten Hagenlochers sowie Unterlagen zu Kunstausstellungen, in denen Werke Hagenlochers ausgestellt wurden, zu erwarten. Künstlerische Arbeiten Hagenlochers, also etwa Gemälde, Grafiken und künstlerische Zeichnungen, im Original weist der Bestand Q 2/40 nicht auf. Das Repertorium des Bestandes Q 2/40 gliedert sich in 15 Rubriken. Den Auftakt bilden die Unterlagen bzw. Akten zu einzelnen Lebensstationen und Tätigkeiten Alfred Hagenlochers (Rubrik 1). In Rubrik 1.1 sind zwei Notizhefte Hagenlochers mit Beiträgen zur Theorie der Bildenden Kunst und Niederschriften zum Unterricht in künstlerischer Morphologie, zu künstlerischen Techniken und zur Typenlehre der Psychologie vereinigt. Diese entstanden sehr wahrscheinlich während der Ausbildung Hagenlochers an der Kunstgewerbeschule Stuttgart 1931 bis 1932. Die Unterrubrik 1.2 beschäftigt sich mit den Tätigkeiten Hagenlochers als Geschäftsführender Präsident und Ausstellungsmacher der Hans Thoma-Gesellschaft e. V. in Reutlingen 1958-1978 (Unterrubrik 1.2.1) und als Leiter der Städtischen Galerie in Albstadt ab 1976 (Unterrubrik 1.2.2). Die darin enthaltenen Archivalien ergänzen die in Reutlingen und Albstadt bei den genannten Einrichtungen vorhandenen Geschäftsakten. In Unterrubrik 1.2.3 sind Akten über die Vorbereitung und Veranstaltung von Ausstellungen eigener Werke Hagenlochers vereinigt. Materialien zu dem von Alfred Hagenlocher bearbeiteten Werkverzeichnis des Grafikers und Malers Wilhelm Laage sind in Unterrubrik 1.2.4 zu erwarten (Bü 251). Außerdem sind in der Unterrubrik Akten über die Veröffentlichungen zu Hagenlochers 65. Geburtstag vorhanden (Bü 264, 224). Unterrubrik 1.3 beinhaltet die Unterlagen zum Ableben Hagenlochers im November 1998. Die umfangreichste Rubrik ¿ gemessen an der Anzahl der Titelaufnahmen ¿ ist Rubrik 2, welche die Veröffentlichungen von und über Alfred Hagenlocher und vereinzelt Brigitte Hagenlocher-Wagner zum Gegenstand hat. In dieser Rubrik sind die Kataloge zu den von Hagenlocher kuratierten Ausstellungen der Hans Thoma-Gesellschaft im Spendhaus Reutlingen (Unterrubriken 2.1.1.1.1.1 und 2.1.1.1.1.2) und in der Studio-Galerie Reutlingen (Unterrubrik 2.1.1.1.2) versammelt. Hervorgehoben seien hier die Kataloge zu den Ausstellungen über Georg Tappert (Bü 100), Rudolf Riester (Bü 111) und Heribert Losert (Bü 112), die jeweils Originalgrafiken der Künstler enthalten. Außerdem sind die von Hagenlocher im Auftrag der Hans Thoma-Gesellschaft herausgegebenen und teilweise auch verfassten Monografien (Unterrubrik 2.1.1.2) zu finden. Hier sei auf das bereits genannte, von Hagenlocher verfasste Werkverzeichnis zum grafischen Werk von Wilhelm Laage (Bü 120), hingewiesen (Bü 91). Mit den Verleihungen der Hans Thoma-Medaille 1962-1972 und dem 20-jährigen und 25-jährigen Jubiläum der Hans Thoma-Gesellschaft beschäftigen sich die Unterrubriken 2.1.1.3 und 2.1.1.4. Die von Hagenlocher begründete Zeitschrift ¿Originalgraphik. Blätter des Arbeitskreises für Originalgraphik¿ in der Hans Thoma-Gesellschaft bildet die Unterrubrik 2.1.1.5. Über die Arbeit der Hans Thoma-Gesellschaft berichten die Zeitungsartikel in Unterrubrik 2.1.1.6. Die Unterrubrik 2.1.2 umfasst die Veröffentlichungen von und über die Städtische Galerie Albstadt und die dort befindliche Stiftung Walther Groz. Neben dem Katalog der Ständigen Ausstellung (Unterrubrik 2.1.2.1) ist der schon mehrfach erwähnte Bestandskatalog Otto Dix der Stiftung Walther Groz, der von Hagenlocher bearbeitet wurde, von Bedeutung (Unterrubrik 2.1.2.2). Die von Hagenlocher herausgegebenen Kataloge der von ihm kuratierten Ausstellungen der Städtischen Galerie Albstadt und der Stiftung Walther Groz sind in Unterrubrik 2.1.2.3 versammelt. Die Festschrift zur Wiedereröffnung und Veröffentlichungen zu Symposien der Städtischen Galerie Albstadt sind in Unterrubrik 2.1.2.4 zu erwarten. Die Arbeit der Städtischen Galerie Albstadt und damit auch Hagenlochers wird auch in den Zeitungsartikeln über die Galerie in Unterrubrik 2.1.2.5 dokumentiert. Schließlich folgen Artikel von und über Alfred Hagenlocher: Eine Sammlung der Artikel von und über Alfred Hagenlocher und Brigitte Hagenlocher-Wagner in der Zeitschrift ¿Die Kunst und das schöne Heim¿ bzw. ¿Die Kunst. Monatsschrift für Malerei, Plastik, Graphik, Architektur und Wohnkultur¿ ist in Unterrubrik 2.2.1 vorhanden. Unterrubrik 2.2.2 hat Artikel zu Hagenlocher in der Zeitschrift ¿Bunter Graphikalmanach¿ zum Inhalt. Andere von Hagenlocher verfasste und herausgegebene Veröffentlichungen sind in der Unterrubrik 2.3 vereinigt. Darunter ist der Band ¿Den Schweigenden. Worte von Edmund Gillard¿ mit Illustrationen von Alfred Hagenlocher aus dem Jahr 1961 erwähnenswert (Bü 92). Einzelne Artikel und Abhandlungen über Hagenlocher sind in der Unterrubrik 2.4.1 zusammengefasst. Die 1994 erstellte Dokumentation von B. M. Dierlamm über Alfred Hagenlocher (Unterrubrik 2.4.2, Bü 360) gibt Auskünfte über Hagenlochers Wirken für die Kunst. Die Zeit vor 1945 spart allerdings auch die Dokumentation aus. Kataloge und Flyer aus den 1950er und 1960er Jahren zu Ausstellungen unter Beteiligungen von Alfred Hagenlocher und Brigitte Hagenlocher-Wagner finden sich in Unterrubrik 2.5. Die Rezensionen zu Ausstellungen und Tagungsbänden Alfred Hagenlochers sind in Unterrubrik 2.6 vorhanden. Darüber hinaus sammelte Hagenlocher auch sonstige Zeitungsartikel, Veröffentlichungen und Manuskripte Dritter über die Kunstausstellungen und -museen sowie über Künstler, wie die in Rubrik 3 vereinigten Stücke zeigen. Die Zeitungsartikel etwa in der ¿Frankfurter Allgemeinen Zeitung¿ geben einen Eindruck vom Museums- und Ausstellungswesen in Deutschland in den achtziger und frühen neunziger Jahren (Bü 288). Bei den in Rubrik 4 vorhandenen sonstigen Zeitungsartikeln über Wissenschaftler, Komponisten und Kommunalpolitiker fallen die Artikel über die Nazi-Vergangenheit von Richard Becker, dem Intendanten des Deutschlandfunks, und von dem Journalisten Werner Höfer, dem Moderator der Sendung ¿Der Internationale Frühschoppen¿ beim Westdeutschen Rundfunk, auf (Bü 278). Es ist die einzige Spur in dem vorhandenen Teilnachlass, die darauf hinweist, dass sich Hagenlocher mit den Auswirkungen der Nazi-Vergangenheit von Prominenten beschäftigte. Die Tage- und Notizbücher Alfred Hagenlochers und vereinzelt auch Brigitte Hagenlocher-Wagners der Jahre 1966 bis zum 1. Januar 1998 in Unterrubrik 5.1 geben den besten Einblick in das Denken und Fühlen Hagenlochers und in dessen Arbeit als Kurator von Kunstausstellungen. In diesen Bänden spart er wenig mit Kritik gegenüber Vorgesetzten und Kollegen. Auch seine häufigen melancholischen und depressiven Stimmungen, die sich im Alter vermehrt zeigten, sind darin dokumentiert. Wer allerdings Rückblicke auf sein Leben und sein verhängnisvolles Wirken in der Nazi-Zeit oder gar Äußerungen zum Zeitgeschehen erwartet, wird auch hier enttäuscht. Hatten die Tagebücher in den ersten Jahren nach 1966 noch den Charakter von Notizkalendern mit knappen Einträgen, so werden diese Einträge mit den Jahren immer ausführlicher und nehmen vereinzelt den Charakter von Gesprächsnotizen und Aktenvermerken an. Wegen seines Augenleidens war Hagenlocher in späteren Jahren nicht mehr in der Lage, selbst Tagebuch zu führen. Daher sind die Tagebucheinträge der Jahre 1989 bis 1. Januar 1998 größtenteils von seiner Gattin Brigitte Hagenlocher-Wagner verfasst worden. Der Aufbau des Museums für Volkskunst ¿ Sammlung Alfred Hagenlocher in Meßstetten und der sog. Museumsstreit von Meßstetten lassen sich gut anhand der in Rubrik 5.2 enthaltenen Tagebücher über das Museum für Volkskunst aus den Jahren 1989 bis 1995 verfolgen. Die zunächst von Hagenlocher und ab 1989 ebenfalls von Brigitte Hagenlocher-Wagner aufgrund von Alfred Hagenlochers Augenleiden verfassten Tagebücher schildern die Auseinandersetzungen um das Museum aus der Sicht Hagenlochers. Rubrik 6 enthält die allgemeine Korrespondenzserie A-Z (Unterrubrik 6.1, Bü 190-202) und Glückwunschschreiben zu Hagenlochers Geburtstagen (Unterrubrik 6.2). In der Korrespondenzserie in Unterrubrik 6.1 sind Hagenlochers Korrespondenzen mit befreundeten Künstlern und Kunsthistorikern, aber auch mit anderen Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur vereinigt. Dabei handelt es sich meist um sog. bilaterale Korrespondenzen, d. h. es sind die eingehenden und Durchschläge bzw. Kopien der ausgehenden Schreiben enthalten. Erwähnt seien die Korrespondenzen Hagenlochers mit den befreundeten und von ihm geförderten und ausgestellten Künstlern Gunter Böhmer, Volker Bombe, Anna Dräger-Mühlenpfordt, Rolf Escher, Fritz Fleer, Robert Förch, Fritz von Graevenitz, Peter Grau, Hermann Heintschel, Manfred Henninger, Volker Detlef Heydorn, Gerhard Kettner, Berthe-Sophie Kofler-Erni, Oskar Kreibich, Martin Mayer, Reinhold Nägele, Fritz Nuss, Friedel Peisert, Rudolf Riester, Emy Roeder, Erika und Karl Rössing, Emil Scheibe, Herwig Schubert, Edmund Steppes, Erica Steppes-Greil, Traude Teodorescu-Klein, Alfred Vollmar, Andreas (A.) Paul Weber, Elfriede Weidenhaus, Rudolf Weissauer und Detlef Willand. Diese Korrespondenz hat häufig die von Hagenlocher kuratierten Ausstellungen und das künstlerische Schaffen der Künstler zum Inhalt. Auch die mit Hagenlocher gut bekannten Kunsthistoriker, Museumsleiter und Kunstjournalisten Rainer Beck, Friedrich Bohne, Otto Conzelmann, Werner Paul Heyd, Dieter Hoffmann (Pseudonym Anton Thormüller), Hans-Jürgen Imiela, Eva Karcher, Eugen Keuerleber, Hans Kinkel, Gode Krämer, Kira van Lil, Kurt Löcher, Reinhard Müller-Mehlis, Georg Reinhardt, Adolf Schahl, Max Schefold, Werner Schmidt, Dietrich Schubert, Hans Sedlmayr, Adolf Smitmans, Heinz Spielmann, Barbara Stark, Gunther Thiem, Gerhard Wietek und Rainer Zimmermann finden sich in der Korrespondenz. Viele dieser Personen führten teilweise über mehrere Jahre Korrespondenz mit Hagenlocher. Dabei sind Ausstellungen und Entwicklungen im Bereich der Kunst häufig Gegenstand der Briefe. Außerdem sind in den Korrespondenzen Schreiben an bzw. von dem Maler Franz Radziwill, dem Schriftsteller Ernst Jünger, der Schriftstellerin Ilse Tielsch (geb. Felzmann), dem Anthropologen und Philosophen Adolf Portmann und dem Bundeskanzler und Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger zu erwarten. Von Oskar Kokoschka ist ein kurzes Telegramm vorhanden. Aus dem Kreis der prominenten Künstlerwitwen und -kinder soll hier auf Martha Dix (geb. Lindner), Ursus Dix, Tut Schlemmer (geb. Helena Tutein) und Peter Beckmann hingewiesen werden. Die umfangreichste Korrespondenz führte Hagenlocher mit dem Dresdner Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Literaturwissenschaftler Fritz Löffler. Dabei ging es vor allem um Otto Dix und die Künstler aus dessen Umkreis. In dem Briefwechsel sind auch interessante Ausführungen Löfflers über die Kunstszene in Dresden und in der DDR enthalten. Mit dem künstlerischen Nachlass Alfred Hagenlochers und der Stiftung und den Verkauf von Kunstwerken anderer Künstler in seinem Besitz beschäftigt sich Rubrik 7. Hagenlocher vermachte ¿ wie bereits erwähnt ¿ seinen eigenen künstlerischen Nachlass der Städtischen Galerie Albstadt (Bü 270). Die in seinem Besitz befindlichen künstlerischen Arbeiten Wilhelm Laages gelangten als Stiftung an das Städtische Museum im Spendhaus Reutlingen (Bü 277). Das bereits erwähnte Museum für Volkskunst ¿ Sammlung Alfred Hagenlocher in Meßstetten hat Rubrik 8 zum Gegenstand. Darin sind Notizhefte und Aufzeichnungen zu einzelnen Exponaten (Unterrubrik 8.1), die Belegpläne für das Museum (Unterrubrik 8.2), Veröffentlichungen zum Museum (Unterrubrik 8.3) und Akten zum Rechtsstreit zwischen Alfred Hagenlocher und der Stadtverwaltung Meßstetten (Unterrubrik 8.4) enthalten. Rubrik 9 vereinigt Aufnahmen, Bildpostkarten und Alben. Neben Aufnahmen von Alfred Hagenlocher und seiner Gattin Brigitte Hagenlocher-Wagner (Unterrubrik 9.1) weist die Rubrik Aufnahmen von den Verleihungen der Hans Thoma-Medaille der Hans Thoma-Gesellschaft e. V. in Reutlingen und von Ausstellungen der Gesellschaft (Unterrubriken 9.1.2.1.1 und 9.1.2.1.2) auf. Abbildungen der von Hagenlocher angefertigten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken (Unterrubrik 9.2.1) sind ebenso enthalten wie Aufnahmen von Kunstwerken anderer Künstler im Besitz von Alfred Hagenlocher (Unterrubrik 9.2.2). Darunter sei ein Fotoalbum mit Farbaufnahmen der Ölskizzen des Malers Johann Fidelis Wetz aus dem Besitz Alfred Hagenlochers besonders hervorgehoben (Bü 316). Außerdem seien die Aufnahmen von Exponaten und Vitrinen des von Alfred Hagenlocher initiierten Museums für Volkskunst in Meßstetten genannt (Unterrubrik 9.2.3), welche die Belegpläne in Unterrubrik 8.2 ergänzen. Darüber hinaus finden sich auch Aufnahmen von befreundeten Künstlern und Kunsthistorikern (Unterrubrik 9.3) in dem Bestand. Zu nennen sind u. a. Otto Conzelmann, Fritz Fleer, Peter Grau, Volker Detlef Heydorn, Gerhard Kettner, Berthe-Sophie Kofler-Erni, Fritz Löffler, Heribert Losert, Franz Radziwill, Hans Theo Richter, Emy Roeder, Erika und Karl Rössing, Hans Sedlmayr, Hans Erwin Steinbach, Erica Steppes-Greil, Ilse Tielsch (geb. Felzmann), Andreas (A.) Paul Weber, Detlef Willand und die Künstler- und Komponistenwitwen Martha Dix, Olda Kokoschka und Cosima Wagner (Unterrubrik 9.4). Bilder der Kunstwerke von Fritz Fleer, Fritz von Graevenitz, Ulrich Kottenrodt und Fritz Nuss weist die Unterrubrik 9.5 auf. Die vielfältigen Interessengebiete Hagenlochers spiegeln sich in Rubrik 10 wieder. Darunter finden sich gedruckte Abhandlungen aus den Bereichen Paläontologie, Zoologie und Geologie (Unterrubrik 10.1) und zur Ortsgeschichte v. a. von Michelfeld (Unterrubrik 10.2). Auch Versteinerungen mit den Ammoniten der bisher noch nicht beschriebenen Species Creniceras mit gekerbten Zähnen aus dem Erdzeitalter Jura, die etwa 140 Millionen Jahre alt sind, enthält die Rubrik 10.1.2 (Bü 351). Es sind dies die einzigen Ammoniten in diesem Bestand. Hagenlocher, der jahrelang im Raum Michelfeld nach Fossilien suchte und diese sammelte, hat seine Fossiliensammlung dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart übergeben. Einige herausragende Stücke seiner Sammlung werden auch in Aufsätzen von Professor Bernhard Ziegler und in den Berichten des Museums genannt (Bü 139 und 231). Die Ehrungen Hagenlochers durch Medaillen und Ehrenmitgliedschaften hat die Rubrik 11 zum Gegenstand. In dem Bestand finden sich neben den zugehörigen Urkunden und Akten (Unterrubrik 11.1) auch die Medaillen (Unterrubrik 11.2). Unterlagen zum 80. Geburtstag Hagenlochers (Rubrik 12), eigene und fremde Visitenkarten (Rubrik 13) sowie einzelne Zeichnungen von Brigitte Hagenlocher-Wagner (Rubrik 14) schließen sich an. In das Repertorium wurden außerdem die in den R-Beständen im Audiovisuellen Archiv des Hauptstaatsarchivs Stuttgart in der Olgastraße 80A verwahrten Hörfunk- und Fernsehsendungen aus dem Nachlass Hagenlocher (Rubrik 15) aufgenommen. Diese gliedern sich in Sendungen über die Tätigkeiten Hagenlochers als Geschäftsführender Präsident der Hans Thoma-Gesellschaft e. V. in Reutlingen (Unterrubriken 15.1.1 und 15.1.2), als Leiter der Städtischen Galerie Albstadt (Unterrubriken 15.1.2 und 15.1.3) und über das von Hagenlocher aufgebaute Museum für Volkskunst ¿ Sammlung Alfred Hagenlocher in Meßstetten (Unterrubrik 15.2). Auch der bereits genannte Museumsstreit in Meßstetten und ein Symposion über die Volkskunst 1994 (Unterrubrik 15.2.2) sind in Form von Sendungen dokumentiert. Schließlich finden sich noch Sendungen über mit Alfred Hagenlocher befreundete Kunsthistoriker und Angehörige von Künstlern (Unterrubrik 15.3) unter den audiovisuellen Beiträgen. Die audiovisuellen Medien werden unter der jeweiligen R-Signatur in der Olga-Straße verwahrt. Die Bestellung erfolgt ebenso über die R-Signatur. Der Teilnachlass Alfred Hagenlocher ist für Forschungen, die sich mit dem Wirken von Nazi-Verbrechern in der Zeit nach 1945 beschäftigen, von Interesse. Für die Kunstgeschichte und die Geschichte des kulturellen Lebens in Reutlingen und Albstadt und des Landes Baden-Württemberg bietet er interessante Unterlagen. Auch für die Geschichte, das Leben und die Rezeption einzelner Künstler wie Otto Dix und dessen Umkreis kann der Teilnachlass herangezogen werden. Zeitungsartikel über Alfred Hagenlocher sind im Bestand J 191 (Zeitungsausschnitt-sammlung zur Personengeschichte) im Hauptstaatsarchiv vorhanden. Die Akte über das Spruchkammerverfahren gegen Hagenlocher findet sich im Staatsarchiv Ludwigsburg. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg verwahrt drei Teilnachlässe, die Aufnahmen von Alfred Hagenlocher u. a. von seiner Hochzeit mit Irene Graf 1939, Materialien zum Spruchkammerverfahren gegen Alfred Hagenlocher, ein Notizbuch mit Zeichnungen und Aufzeichnungen Alfred Hagenlochers, Briefe Alfred Hagenlochers aus dem Internierungslager an seine zweite Ehefrau Eva, Tage- und Notizbücher der Eva Hagenlocher und ein Gästebuch von Alfred Hagenlocher aus den Jahren 1962 bis 1986 enthalten. Personalakten über die SS-Mitgliedschaft Hagenlochers und seine Tätigkeit bei der Gestapo verwahrt das Bundesarchiv (BArch/ehem. BDC: SSO/Hagenlocher, Alfred, 20.5.1914; BArch/ehem. BDC: RS/Hagenlocher, Alfred, 20.5.1914). Diesen Akten wurden auch die Angaben in der vorliegenden Kurzbiografie Hagenlochers bis 1945 entnommen.
3. Zur Ordnung und Verzeichnung des Bestandes: Der Teilnachlass Alfred Hagenlocher wurde im Oktober 2012 von Frau Brigitte Wagner-Wulff (ehemals Brigitte Hagenlocher-Wagner), der dritten Ehefrau von Alfred Hagenlocher, dem Hauptstaatsarchiv als Geschenk übergeben. Innerhalb der Beständegliederung erhielt er die Bestandssignatur Q 2/40. Bei der Verzeichnung des Teilnachlasses wurden Dubletten der Ausstellungskataloge, die von Alfred Hagenlocher bearbeitet worden sind, und bei den Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln ausgesondert. Einzelne Doppelstücke, etwa von dem Gedichtband ¿Die Schweigenden¿ von Edmund Gillard, der Illustrationen von der Hand Hagenlochers (als Reproduktionen) aufweist, wurden der Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Stuttgart zugewiesen. Teile des Nachlasses, insbesondere die Korrespondenz, Tage- und Notizbücher Hagenlochers sowie einzelne Akten wurden auch mit Rücksicht auf noch lebende Personen, die darin Erwähnung finden, gesperrt. Bei den Sperrfristen wurde die übliche 30-Jahressperrfrist angewandt, die auch für Behördenschriftgut gilt. Die Unterlagen des Nachlasses sind Eigentum des Landesarchivs und damit nach Maßgabe des Landesarchivgesetzes zu benutzen. Schutzwürdige Belange Dritter sind dabei in jedem Fall von den Benutzern zu berücksichtigen. Der Bestand Q 2/40 wurde Ende 2012 bis Sommer 2013 verzeichnet. Nach der Verpackung umfasst er insgesamt ca. 3,76 lfd. Meter mit 372 Nummern. In diesen Zahlen sind die Titelaufnahmen des audiovisuellen Archivguts nicht enthalten. Stuttgart, im August 2013 Eberhard Merk
4. Quellen und Literatur zur Biografie Alfred Hagenlochers: Alfred Hagenlocher und die Gruppe Schlotterbeck, mit Kurzbiografie Hagenlochers, verfasst von einem Mitarbeiter des Hauses der Geschichte (im Internet unter www.geschichtsort-hotel-silber.de). Bauz, Ingrid, Brüggemann, Sigrid, Maier, Roland (Hg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern. Dierlamm, B. M.: Alfred Hagenlocher und sein Wirken für die Kunst. Dokumentation. EDV-Ausdruck. April 1994 (in Büschel 360). Wirth, Günther: Dominanz des Nächtlichen. Zu den Zeichnungen Alfred Hagenlochers. In: Die Kunst und das schöne Heim Jg. 1974 Heft 5 S. [289-296]. (in Bü 124 und 141). Bundesarchiv: Personalakte als SS-Mitglied (BArch/ehem. BDC: SSO/Hagenlocher, Alfred, 20.5.1914), Personalakte RS (BArch/ehem. BDC: RS/Hagenlocher, Alfred, 20.5.1914). Teilnachlässe Alfred Hagenlochers im Haus der Geschichte Baden-Württemberg, darunter Unterlagen zum Spruchkammerverfahren. Archivalien in diesem Bestand (u. a. Bü 124, 141, 360).