Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen hier einsehen und ändern.
Weltliche Ämterrechnungen (Bestand)
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 302
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Selektbestände und Bändeserien
1519-1807
Inhalt und Bewertung
Jahresrechnungen der weltlichen Bezirksbehörden (der Oberämter, Kellereien, Forstämter, Hüttenwerke, Holz- und Floßfaktoreien, Straßenbau-, Schiffahrts-, Schäferei- und Bergämter). Gliederung nach Ämtern in alphabetischer Reihenfolge, zum Teil bis 1810 reichend. Der Bestand entstammt zum größten Teil der "Rechnungsregistratur" der Rentkammerrechenbank, bei der die Rechnungen geprüft und dann verwahrt wurden. Nach 1806 gelangten sie ins Finanzarchiv (siehe Vorbemerkung vor A 248) und 1921 ins Staatsfilialarchiv Ludwigsburg. 1810-1834 waren auf eine Anordnung hin, daß nur jeder zehnte Band aufbewahrt werden solle, rund 50 000 Bände ausgeschieden und vernichtet worden, einer der größten Verluste für die Landesforschung. Im Jahre 1944 kam es infolge von Luftangriffen zu weiteren Schäden. Angeschlossen wurden seit 1909 die Konzeptrechnungen württembergischer Ämter, die den Kameralamtsregistraturen entnommen wurden, sowie einige Rechnungen der Bergwerke. Weitere Rechnungen befinden sich im Depositum der Hofkammer (G 55-160) und bei den Amtspflegen (A 446 ff.).
I Anfänge - Neuorganisation der Verwaltung - Instruktionen: Im 15. Jahrhundert wurden die Rechnungen der württembergischen Amtleute (vgl. Wintterlin, Behördenorganisation I S. 33 ) unter Aufsicht des Landhofmeisters und einzelner Räte von den Beamten der landesherrlichen Kanzlei abgehört. Nach der Vertreibung Herzog Ulrichs bestimmte die österreichische Regierung zu Stuttgart 1521 sieben Angehörige der Zentralverwaltung, die "alle raytungen von allen amtleuten fürderlich empfahen" sollten (ebenda, Anm. 3). In welcher Weise während der Jahre 1521 - 34, als die herrschaftlichen Finanzen in Verwaltung der Landschaft standen, die Aufsicht über sie "verrechnenden Amtleute" gehandhabt wurde, ist im einzelnen noch nicht untersucht. Nach der Rückkehr Herzog Ulrichs 1534 wurde die Rechnungsprüfung der Amtleute der neu entstehenden Rentkammer zugewiesen; eine Rechnungsinstruktion für die verrechnenden Amtleute erließ der Herzog (lt. Wintterlin I S. 38) im Jahre 1542. Herzog Christophs grundlegende gedruckte "Rechnungs-Instruktion und Form, wie die Amptleut ir Rechnung setzen und stellen sollen" vom 23. Februar 1551 (Originaldruck in der Bibliothek des Staatsarchivs Ludwigsburg vorhanden) gab landeseinheitliche Vorschriften für die Anlage der Rechnungen und bestimmte, dass alle Amtsrechnungen samt Beilagen acht Tage nach Georgii ( 23. April) and die Rentkammer nach Stuttgart zur Prüfung und Abhör einzusenden seien. Herzog Ulrich erließ 1591 eine ausführliche Rechnungsabhörinstruktion(Reyscher 12 S. 459 - 482). Weitere Instruktionen dieser Art ergingen während der ganzen Herzogszeit mehrfach (vgl. Wintterlin I S. 83; Denk, Rentkammer, S. 50; Reyscher Bd. 12, Bd.16.1, Bd.18; Dehlinger II S. 755). Die Rechnungen samt Beilagen verblieben nach der Abhör bei der Rentkammer bzw. bei der Rentkammer-Rechenbank in Stuttgart und bildeten dort ein im Lauf der Jahrhunderte auf viele tausend Bände anwachsendes Depot. Der vorliegende Bestand ist mithin seinem Kern nach nicht ein erst im Archiv gebildetes Selekt ( wie etwa im Hauptstaatsarchiv Stuttgart die Lagerbücher und die Diplomatare), sondern eine bereits im altwürttembergischen Verwaltungsgang erwachsene "Rechnungsregistratur" der Provenienz Rentkammerrechenbank.
II Bestandsgeschichte: Nach den Feststellungen von Denk (Rentkammer S. 144) scheinen die ältesten Rechnungen bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts schon in altwürttembergischer Zeit bei der Rentkammerrechenbank zum größeren Teil in Verlust geraten zu sein. Im übrigen aber blieb der Bestand erhalten, bis die Rentkammer 1806 mit dem bisherigen Kirchenrat zum Kgl. Oberfinanzdepartement vereinigt wurde. Die Aufsicht über die älteren (weltlichen und geistlichen) Amtsrechnungen ging nunmehr an das Rechnungsdepartement der Oberfinanzkammer über, das 1811 zur Sektion der Staatsrechnungen des Finanzdepartements umgebildet wurde. Die Schwierigkeit der Unterbringung des riesigen Rechnungsbestandes führte, da der geschichtliche Quellenwert dieses Schriftguts den amtlichen Stellen damals noch nicht bewusst war, in der Folge zu Kassationen größten Umfangs. Nachdem das Kgl. Organisationsmaifest vom 18. März 1806 in § 68 bestimmt hatte, dass "auf Hinwegschaffung der ganz veralteten und entschieden unbrauchbaren Akten vorzügliche Rücksicht zu nehmen sei", wurde durch Kgl. Resolution vom 28. Mai 1810 zunächst angeordnet, dass von den Ämterrechnungen des 15. - 17. Jahrhunderts aus jedem Jahrzehnt nur e i n e beibehalten, alles andere aber kassiert werden solle. Ein Finanzministerialerlass vom 10. Dezember 1814 bestimmte sodann die Kassation zahlreicher Rechnungsbeilagen des 18. Jahrhunderts. 1815 - 1823 waren die damals noch vollständigen Rechnungen der Jahre 1700 - 1750 nach Denkendorf und Köngen ausgelagert; bevor dieses Depot von dort zurückgeführt wurde, schied man 1822 auch die Rechnungen von 1700 - 1760 nebst Beilagen bis auf jede zehnte aus. 1834 verfuhr man schließlich in gleicher Weide noch mit den Rechnungen von 1760 - 1780 (vgl. K.O. Müller, Das Württt. Staatsfilialarchiv in Ludwigsburg, Archivalische Zeitschrift 1925, S. 82 f.). Diese sich über drei Jahrzehnte erstreckende Ausscheidung, der schätzungsweise 50 000 Rechnungsbände zum Opfer gefallen sind, war nach dem Urteil K.O. Müllers (Gesamtübersicht S. 10) "die schwerste Schädigung, die der württembergischen Geschichtsforschung und dem württembergischen Archivwesen widerfuhr". Seit 1822 bildeten die altwürttembergischen weltlichen Ämterrechnungen einen Teil des in diesem Jahr errichteten, 1850 in das Ludwigsburger Schloss verlegten Finanzarchivs. Hier legte 1875 - 76 Registraturassistent Karl Johann Braumiller ein Repertorium der "Älteren Rechnungsregistratur" an, in der die weltlichen mit den geistlichen Ämterrechnungen Altwürttembergs, den Rechnungen der altwürttembergischen Zentralkassen und den Rechnungen der neuwürttembergischen, 1803 - 10 erworbenen Herrschaften vereinigt waren. Aus diesem gewaltigen Mischbestand wurden 1908/09 die Rechnungen der altwürttembergischen Landschreiberei (heute Bestand A 256 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart) und die des altwürttembergischen Kirchenkastens (heute im Bestand A 282 des Staatsarchivs Ludwigsburg) an das damalige Staatsfilialarchiv Ludwigsburg abgegeben. Auf der anderen Seite erhielt die "Ältere Rechnungsregistratur" des Finanzarchivs seit 1909, stärker dann seit den Finanzministerialerlassen vom 9. Februar und 4. August 1911, erheblichen Zuwachs durch die Einlieferung der bei den Kameralämtern noch erhaltenen alten Rechnungen. Darunter befinden sich auch viele Konzeptrechnungen altwürttembergischer Ämter. Das Finanzarchiv konnte damit in seinen durch die Kassationen von 1810 - 34 so stark betroffenen Rechnungsbeständen manche Lücken schließen. Die so ergänzte "Ältere Rechnungsregistratur" wurde in dem 1911 für das Finanzarchiv fertiggestellten Theateranbau des Schlosses aufgestellt; ein neues Repertorium darüber konnte Oberkontrolleur Gotthilf Wörner 1914 abschließen. Nach der Vereinigung des Finanzarchivs mit dem Staatsfilialarchivs Ludwigsburg 1921 erhielt die "Ältere Rechnungsregistratur" in K.O. Müllers gedruckter "Gesamtübersicht" von 1937 die Signatur A 302 - 303. Bei der Reorganisation des Staatsarchivs Ludwigsburg nach dem Zweiten Weltkrieg
III Gesonderter Bestand "Hofkammerrechnungen": Ein weiterer Zuwachs an altwürttembergischen weltlichen Ämterrechnungen, den das Staatsarchiv Ludwigsbug 1961 mit dem aus Schloss Monrepos übernommenen Depositum der Hofkammer des Herzoglichen Hauses Württemberg erhielt, konnte aus grundsätzlichen Erwägungen nicht in den vorliegenden Bestand A 302 eingegliedert werden. Da die Hofkammerbestände unter Eigentumsvorbehalt deponiert wurden, mussten sie in Aufstellung und Verzeichnung von den staatseigenen Beständen getrennt gehalten werden. Zu verweisen ist auf weltliche Ämterrechnungen (z.T. erheblichen Umfangs) in folgenden Repertorien der Serie G (Hausarchiv): G 55 Kellerei Herrenberg G 57 Kellerei Kirchheim a. N. G 60 Oberamt und Kellerei Lauffen a. N. G 65 Stabskellerei Mundelsheim a. N. G 75 Kellerei Winnenden G 135 Stabsamt Freudental G 140 Kammerschreibereiamt Liebenstein G 150 Stabsamt Stammheim G 155 Kammerschreibereiamt Stetten i.R. G 158 Schloßhofmeisterei Winnental G 160 Kellerei Untertürkheim Die Rechnungen der altwürttembergischen Stadt- und Amtspflegen sind, soweit sie in das Staatsarchiv Ludwigsburg gelangt sind, in den Repertorien A 446 ff. verzeichnet.
IV Formale Bestandsbeschreibung: Der Bestand A 302 umfasst nunmehr rund 15 230 Bände bzw. Büschel (von mehr als 250 verrechnenden Dienststellen) in 525 lfd. m. Die Hauptmasse der Rechnungen stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Aus der Zeit vor 1500 liegen überhaupt keine, aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhundert nur noch 15 Rechnungen von 11 Beamtungen vor; es sind dies folgende: Waiblingen, Vogtei und Kellerei 1519/20 Nr. 13705) Wildbad, Vogtamt 1522/23 (Nr. 14486) Neuenbürg, Kellerei 1524/25 (Nr. 9198 Hohentwiel, Burgvogt 1538/40, 1543/44, 1548/49 (Nr. 6075 - 6977 Vaihingen, Kellerei 1542/43 (Nr. 13558) Neuffen, Vogtei 1543/44 (Nr. 9776) (Groß) Bottwar, Vogtei 1546/47 (Nr. 4239) Leonberg, Kellerei 1546/47 (Nr. 7046 - 7047) Blaubeuren, Forstamt 1547/48, 1549/50 (Nr. 1609 - 1610) Stuttgart, Kastkellerei 1549/50 (Nr. 11846) Göppingen, Kellerei 1550/51 (Nr. 3926) Aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sind noch Rechnungen von etwa 40 weiteren Ämtern erhalten. Die Bedeutung der Ämterrechnungen für die Ortsgeschichte wie für Arbeiten mit allgemeinerer Zielsetzung ist, wie die rege Benützung erweist, von der Forschung seit langem erkannt. Ludwigsburg, August 1965 Dr. W.Grube Die Retrokonversion des Findbuchs bzw. die Umformung der maschinenschriftlichen Vorlage für die internetgerechte Präsentation dieses Bestands des Hauptstaatsarchivs Stuttgart wurde von Regina Eberhardt unter Anleitung von Dr. Franz Moegle-Hofacker im Juli 2006 abgeschlossen.