In addition to the technically required cookies, our website also uses cookies for statistical evaluation. You can also use the website without these cookies. By clicking on "I agree" you agree that we may set cookies for analysis purposes. You can see and change your cookie settings here.
Ministerium für Handel, Industrie und Gewerbe (MHIG) (Bestand)
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 2 Abteilung II: Neuere Bestände >> 2.9 Wirtschaft, Bergbau, Verkehr, Post >> 2.9.1 Ministerien >> 2.9.1.2 Ministerium für Handel, Industrie und Gewerbe (MHIG)
1887-1945
Vorwort MHIG 1-3: Das Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe wurde mit VO vom 3.4.1919 (GVBl. S. 127) errichtet. Gemeinsam mit den Staatsministerien für Soziale Fürsorge (VO vom 14.11.1918; GVBl. S. 1232) und für Landwirtschaft (VO vom 1.4.1919; GVBl. S. 125) gehört es zu den drei sog. Revolutionsministerien, die ihre Entstehung der Neuorganisation der bayerischen Sozial- und Wirtschaftsverwaltung nach Ende des Ersten Weltkriegs verdanken.
Den organisatorischen und personellen Kern des Handelsministeriums bildete die bisher mit den einschlägigen Angelegenheiten betraute Abteilung II des Staatsministeriums des Äußern. Als junges Ressort geriet das Handelsministerium, ebenso wie die Ministerien für Soziale Fürsorge und Landwirtschaft, schnell in die bereits bald nach Kriegsende einsetzende und die weiteren Jahre der Weimarer Republik in Bayern geführte Diskussion um die Staatsvereinfachung. In Folge deren kam es 1928 zur Rückgliederung in das Staatsministerium des Äußern (GVBl. S. 361). Dieses erhielt nach der Eingliederung der 1928 mit der Landwirtschaft vereinigten Sozialen Fürsorge 1932 die seinen Aufgabenkreis besser zum Ausdruck bringende Bezeichnung "Staatsministerium des Äußern, für Wirtschaft und Arbeit" (GVBl. S. 61). Die ehemals vom Handelsministerium wahrgenommenen Geschäftsbereiche wurden wie vor 1919 in der Abteilung II bzw. "Wirtschaftlichen Abteilung" zusammengefasst. Mit der Auflösung des Außenressorts
unmittelbar nach der Machtergreifung in Bayern 1933 stand die Wirtschaftliche Abteilung kurz unter unmittelbarer Leitung des Ministerpräsidenten, ehe sie dem neu errichteten Staatsministerium für Wirtschaft als weitgehend selbständige "Abteilung für Handel, Industrie und Gewerbe" unter einem eigenen Staatssekretär angegliedert wurde (GVBl. S. 117).
Trotz dieser bewegten Organisationsgeschichte verfügte das Handelsressort bis zur grundlegenden Neuformierung der Staatsverwaltung nach dem Zusammenbruch 1945 über eine insgesamt stabile Registratur und wird daher für den Zeitraum 1919 bis 1945 als eine provenienzmäßige Einheit aufgefasst.
Zum Ressort des Handelsministeriums gehörten die dem Staatsministerium des Äußeren durch VO vom 10.11.1904 (GVBl. S. 567) aus dem Geschäftsbereich des Innenministeriums überwiesenen und nach Errichtung des Staatsministeriums für Soziale Fürsorge verbliebenen Angelegenheiten des Handels, der Industrie, des Kunstgewerbes, Handwerks und des Kleingewerbes. Im Einzelnen handelte es dabei um die Aufsicht über diese Wirtschaftszweige einschließlich der Förderung von deren Interessen, den Vollzug der Gewerbeordnung, das gewerbliche Genossenschafts- und Kreditwesen, die Aufsicht über die Handels- und Gewerbekammern, die Förderung von Industrie- und Gewerbeausstellungen, um Gewerbesteuersachen, Gewerbe- und Kaufmannsgerichte, den Förderfond für Industrie und Gewerbe, die Aufsicht über das Münz-, Währungs- und Börsenwesen sowie die Aufsicht über das Bergwesen. Dazu kam aus dem Wirkungskreis des Staatsministeriums des Innern der Vollzug des Hypothekenbankgesetzes.
Dieser Aufgabenkern erfuhr in der Folgezeit einige Erweiterungen von unterschiedlicher Tragweite. Bedeutend war nach der Auflösung des Verkehrsministeriums 1920 die Übernahme des größten Teils der nicht auf das Reich übergegangenen Geschäftsaufgaben dieses Ressorts (GVBl. S. 403). Dazu gehörten die Angelegenheiten von Schifffahrt, Kraft- und Luftverkehr und die Wahrung der Rechte aus den Staatsverträgen über den Übergang von Post, Telegraphenwesen und Eisenbahnen auf das Reich. Zur Beratung in Angelegenheiten des Fremdenverkehrs, der bereits vorher vom Ministerium betreut worden war, wurde 1926 ein besonderer Beirat errichtet. 1934 wurden die Angelegenheiten des Rundfunks vom Kultusministerium abgetreten. Im Folgejahr kamen aus dem Geschäftsbereich der Zentralstelle des Wirtschaftsministeriums u.a. die Ostmarkfragen, der Vollzug des Gesetzes zum Schutz der nationalen Symbole und Angelegenheiten des Werberats der deutschen Wirtschaft dazu.
Eigene Dienststellen des Handelsministeriums waren die bereits am 1.1.1918 beim Außenministerium errichtete Staatliche Bayerische Wirtschaftsstelle in Berlin, vom Charakter her eine diplomatische Vertretung für Wirtschaftsfragen, und die 1923 aus der Schifffahrtsgruppe Süd des Reichsverkehrsministerium, Abteilung Bayern, in München gebildete Schifffahrtsstelle (aufgelöst 1939), der sämtliche Wasserverkehrsfragen samt der Wahrnehmung von Aufgaben der Reichswasserstraßenverwaltung in Bayern oblagen. Über einen eigenen behördlichen Unterbau verfügte das Handelsministerium - mit Ausnahme der Bergbehörden - nicht. Im Bedarfsfall bediente es sich der entsprechenden
Dienststellen der inneren Verwaltung.
Zu seinem Geschäftsbereich gehörten indes die (Industrie- und) Handelskammern sowie -gremien, die Wechsel- und Warensensale, die Außenhandelsstellen in Bayern, die Börsen, die Handwerkskammern, die Landesgewerbekasse, die Amtlichen Auskunftstellen für gewerblichen Rechtsschutz, die Auslegestellen der deutschen Reichspatentschriften, die Technischen Prüfämter und Auskunftstellen bzw. die Gewerblichen und technischen Prüfämter, die Bayerische und die Pfälzische Landesgewerbeanstalt (Pfälzisches Gewerbemuseum zu Kaiserslautern), der Polytechnische Verein in Bayern und die Gewerbeförderungsinstitute.
Besonders enge Beziehungen pflegte das Ressort zu den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern, die zur Beratung der Staatsregierung in Angelegenheiten der von ihnen vertretenen Wirtschaftszweige berufen waren, ebenso zum Bayerischen Industriellen-Verband und zur Vereinigung der bayerischen Arbeitgeberverbände. Darüber hinaus erstreckte sich der Kontakt auf die diversen Verbände und Vereinigungen der verschiedenen Zweige von Industrie, Handel und Gewerbe bis hin zu einzelnen Unternehmen, die ihrerseits das Handelsministerium und seine Funktionsnachfolger als ihre Interessenvertretung auf der Ebene der Staatsregierung verstanden.
Die Überlieferung der Akten des Handelsministeriums und seiner Funktionsnachfolger kam in einzelnen Abgaben, gemeinsam mit Vorakten des Innen- und des Außenministeriums, teilweise sogar noch älterer Provenienzen, und relativ unbeschadet von Kriegsverlusten an das Bayerische Hauptstaatsarchiv.
Erstmals waren 1934 Akten v.a. aus den Geschäftsbereichen Gewerbe, Handel, Zollwesen und Bankwesen ausgesondert und zu den Beständen MH 3 und MH 4 formiert worden. MH 3 enthielt zudem Akten von Abgaben der Jahre 1909, 1921 und 1927, die jedoch sämtlich früheren Provenienzen zuzuordnen sind und teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Zum Bestand MH 6 wurden die gleichzeitig übernommenen Handakten von Ministern und leitenden Beamten sowie weitere Akten, v.a. des kurzlebigen Zentralwirtschaftsamtes, der Staatlichen Bayerischen Wirtschaftsstelle in Berlin und der Ausgleichsstelle der Bundesstaaten für militärische Lieferungen (jetzt im Bestand Militärbevollmächtigter in Berlin), zusammengefasst.
Ebenfalls durchsetzt mit zahlreichen Vorakten, teilweise beginnend in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, war die 1938 übernommene Abgabe aus den Bereichen von Handel, Gewerbe, Münz- und Bankwesen, Kriegs- und Übergangswirtschaft sowie Wittelsbacher Landesstiftung.
Lag der Schwerpunkt der bis 1938 übernommenen Akten bei Provenienzen des Innen- und Außenministeriums, die bei den organisatorischen Umbrüchen von 1848, 1871, 1904 und 1919 jeweils an das neue Ressort weitergegeben worden waren, kam der Großteil der Akten der Provenienz "MHIG" in der über 10.000 Einheiten umfassenden Abgabe des Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr, das sich 1953/54 von seiner Altregistratur bis zum Stichjahr 1945 trennte, in das Bayerische Hauptstaatsarchiv. Der archivische Bearbeiter, Archivrat Dr. Piendl, dünnte den Bestand v.a. im Bereich der Aktengruppe über Beamtenangelegenheiten aus und formierte die Bestände MWi 1 und MWi 2. Einzelakten aus dem Bestand des Außenministeriums (MA) und aus späteren Abgaben des Wirtschaftsministeriums bzw. des Bayerischen Wirtschaftsarchivs runden die Sachaktenüberlieferung des Pools "MHIG" ab.
Zudem konnten im Rahmen einer erstmaligen Personalaktenaussonderung durch das Wirtschaftsministerium in den Jahren 2003 und 2004 auch die Personalakten des Handelsressorts übernommen und dem neu formierten Bestand zugeordnet werden.
Die Ordnungsarbeiten orientierten sich an dem freilich nur lückenhaft überlieferten Aktenplan. Maßgeblich für die innere Struktur der einzelnen Aktengruppen waren demnach
die Aktenzeichen, ein System, das nur bei der verhältnismäßig umfangreichen Gruppe der Titelverleihungen aus Gründen eines leichteren Zugriffs auf einzelne Personen zugunsten einer alphabetischen Gliederung durchbrochen wurde. Mangels Registraturplans musste die Gliederung des Bestands nach inhaltlichen Kriterien neu strukturiert werden. Dabei wurden Aktengruppen aus sachlich zusammenhängenden Geschäftsbereichen zu thematischen Einheiten zusammengefasst.
So enthält der vorliegende, auf Personal und Organisation der Behörde ausgerichtete Band I Akten zu Verwaltungs- und Beamtenangelegenheiten, Personalakten sowie die Privatkorrespondenzen und Handakten einzelner Minister und leitender Beamter. Folgende Bände umfassen die bereits im Namen der Behörde zum Ausdruck kommenden Hauptaufgabenfelder Handel, Industrie und Gewerbe, in denen der Großteil der Akten angefallen ist. Zu "Allgemeinen Wirtschaftsangelegenheiten" wurden Aktengruppen solcher Aufgabenfelder zusammengefasst, die über die Grenzen einzelner Erwerbszweige hinweg um allgemeine Fragen der Wirtschaftsverwaltung, wie Gesetzgebung, Arbeiterfürsorge oder Titelverleihungen, kreisten. Unter dem Titel "Energie- und Rohstoffwirtschaft" finden sich Akten zur Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft sowie zum Bergwesen. Naheliegend war zudem die Zusammenfassung der einzelnen Verkehrszweige unter Einschluss von Fremdenverkehr sowie Post- und Fernmeldewesen zu einem gemeinsamen Gliederungspunkt. Ebenso sind die stark fiskalisch geprägten Aufgabenfelder von Preisbildung und Preisprüfung sowie Banken- und Börsenwesen zu einem Band zusammengefasst. Eine weitere thematische Einheit bilden die Aktengruppen zur Kriegs- und Übergangswirtschaft mit der Überlieferung zu zwangsverwalteten Betrieben.
München, Juli 2004
Michael Unger M.A.
627
Bestand
Akten
deutsch
Die Akten sind unter folgender Signatur zu bestellen: MHIG + lfd. Nr.