Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen hier einsehen und ändern.
Geistliche Ämterrechnungen (Bestand)
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 303
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Selektbestände und Bändeserien
1534-1807
Inhalt und Bewertung
Jahresrechnungen der geistlichen Bezirksbehörden (der Klosterverwaltungen, -forstämter und -pflegen, der Stiftsverwaltungen, Geistlichen Verwaltungen und Universiätspflegen). Gliederung nach Ämtern in alphabetischer Reihenfolge, zum Teil bis 1815 reichend. Der Bestand entstammt zum größten Teil der "Rechnungsregistratur" des Kirchenrats, bei dem die Rechnungen abgehört und verwahrt wurden. Sie gelangten nach 1806 ins Finanzarchiv und 1921 ins Staatsfilialarchiv. Von den ursprünglich etwa 60 000 Bänden wurden 1810-1834 nach dem Prinzip, nur jeden zehnten aufzubewahren, weit über 40 000 ausgeschieden, und 1944 durch Kriegseinwirkung weitere vernichtet. Angeschlossen wurden seit 1909 die Rechnungsduplikate und -konzepte der Ämter, die aus den Kameralamtsregistraturen entnommen sind, sowie die Rechnungen der Tübinger Universitätspflegen. Weitere Rechnungen befinden sich im Depositum der Hofkammer (G 85-120).
I Anfänge der württembergischen Kirchengutsverwaltung - Entstehung, Organisation, Vorschriften: Über die Entstehung des altwürttembergischen evangelischen Landeskirchenguts in der Reformationszeit unterrichtet eingehend die immer noch grundlegende Arbeit Viktor Ernsts(Württ. Jahrbücher 1911). Zentralkasse des Kirchenguts war die Kirchenkastenverwaltung in Stuttgart, deren Rechnungen im Rep. A 282 des Staatsarchivs Ludwigsburg (Veröffentlichungen der württ. Archivverwaltung Heft 3, Stuttgart 1940, S. 199 - 211) verzeichnet sind. Bezirkskassen für die Bewirtschaftung des Kirchenguts draußen im Lande waren über hundert Klosterverwaltungen, Klosterhofmeistereien, Stiftsverwaltungen und Geistliche Verwaltungen. Die Geistlichen Verwaltungen waren Neubildungen der Reformation; im Zeitalter Herzog Ulrichs aus der Einkünfteverwaltung der "vacierenden Pfründen" entstanden, hatten sie nach der endgültigen Organisation des Kirchenguts durch Herzog Christoph in jedem weltlichen Amt die Besitzungen und Einkünfte sämtlicher Pfründe, der aufgehobenen wie der fortbestehenden, zu verwalten und davon die Kirchendiener zu besolden, zum Teil auch die Pfarrhäuser zu unterhalten. Die übrigen Bezirksstellen gingen auf vorreformatorische Kloster- und Stiftsbeamtungen zurück, die nunmehr dem von Herzog Christoph errichteten Württ. Kirchenrat in Stuttgart unterstellt waren. Herzog Christophs Große Kirchenordnung von 1559 begründete bereits die Ausbildung zweier selbständiger Registraturen beim Kirchenrat. Der Secretarius hatte "alle Schriften, Acta und Handlungen", also die später sog. Hauptregistratur, zu verwalten. Der Buchhalter sollte "bei den Rechnungen sitzen" und diese "ordentlichen registriern"; ihm unterstand demnach, was man hernach die "Rechnungsregistratur" nannte. Da die vierzehn landständischen großen Mannsklöster zunächst nicht zum Kirchengut im engeren Sinne, dem "gemeinen Kirchenkasten", gehörten, sondern noch ein Jahrhundert lang als besonderer Vermögensfundus verwaltet wurden, richtete man zur Prüfung ihrer Rechnungen eine besondere "Mannsklosterrechenbank" ein. Die Frauenklosterrechenbank" prüfte alle übrigen Amtsrechnungen, d.h. nicht nur die der Frauenklöster, sondern auch die der Stifter und Geistlichen Verwaltungen. Auch als nach dem Dreißigjährigen Kriege die besondere Rechtsstellung des "Mannsklösterdepositums" aufgehört hatte, blieben die beiden Rechenbänke nebeneinander weiter bestehen. Die Rechnungsregistratur des Kirchenrats nahm in den zweieinhalb Jahrhunderten ihres Bestehens die für Großbestände dieser Art typische Entwicklung. Die Zahl der nach Abhör durch die beiden Rechenbänke unter Obhut des Kirchenratsbuchhalters in der Alten Kanzlei sich ansammelnden Ämterrechnungen muss um 1575 schon mindestens 5 000 Bände betragen haben; nicht lange danach wurde es notwendig, für ihre Unterbringung einen zusätzlichen Raum "hinter der Liberei" im dritten Stock der Alten Kanzlei einzurichten. Im Jahre 1658 befanden sich die älteren Amtsrechnungen, worunter man damals die des 16. Jahrhunderts verstand, in der aus Raummangel neugeschaffenen "oberen Registratur" unter dem Dach der Alten Kanzlei; ebenso verbrachte man dorthin 1706 einen weiteren Rechnungsbestand, der beim Abbruch eines Rundturms der Alten Kanzlei obdachlos wurde. Auch späterhin hat man ältere Rechnungen in die obere Registratur abgeschoben. Im Jahr 1730, als Teile der Kirchenratsregistratur zeitweilig in die neue Residenz Ludwigsburg verlegt wurden, hatte die Zahl der Ämterrechnungen bereits 30 180 erreicht. Von planmäßigen Kassationen erfahren wir erstmals aus der Zeit um 1770; damals begann man aus Platzmangel Beilagen älterer Ämterrechnungen auszuscheiden. Nach dem Umzug des Kirchenrats in den Stuttgarter Prinzenbau (1776) konnten nur mehr die Ämterrechnungen der letzten fünfzig Jahre (ab 1725/26) untergebracht werden; die älteren, bis dahin unter dem Dach der Alten Kanzlei verwahrten Rechnungen wanderten jetzt in das sog. Stockgebäude (an der späteren Königsstraße). Diese "Rechnungsregistratur älterer Zeit" umfasste 1789 im Stockfruchtkasten 49 940 Bände
II Bestandsgeschichte: Als der Kirchenrat 1806 mit der bisherigen Rentkammer zum Kgl. Oberfinanzdepartement vereinigt wurde, muss die Zahl der bis dahin angesammelten geistlichen Ämterrechnungen schätzungsweise 60 000 Bände betragen haben. Die Aufsicht über die (weltlichen und geistlichen) Ämterrechnungen ging nunmehr an das Rechnungsdepartement der Oberfinanzkammer über, das 1811 zur Sektion der Staatsrechnungen umgebildet wurde. Um diese Zeit wurden die Rechnungen jener (vormals) geistlichen Ämter, deren Güter bei der Neuformierung der königlichen Hofdomänen 1807 ff. vom Staatskammergut an die Hof- und Domänenkammer gelangt waren, an die letztere abgegeben. Nicht lange danach begannen bei der Sektion der Staatsrechnungen umfangreiche Kassationen, zu denen man sich aus Raumnot gezwungen glaubte. Diesen Maßnahmen, die in der Einleitung zu Rep. A 302 (Altwürttembergische Ämterrechnungen Bd. 1, S. 5) ausführlicher geschildert sind, fielen 1810 - 1834 weit über 40 000 geistliche Ämterrechnungen zum Opfer. Seit 1822 bildeten die altwürttembergischen geistlichen Ämterrechnungen einen Teil des in diesem Jahr errichteten, 1850 in das Ludwigsburger Schloss verlegten Finanzarchivs. Hier legte 1875 - 76 Registraturassistent Karl Johann Braumiller ein Repertorium der "Älteren Rechungsregistratur" an, in der die weltlichen mit den geistlichen Ämterrechnungen Altwürttembergs, den Rechnungen der altwürttembergischen Zentralkassen und den Rechnungen der neuwürttembergischen, 1803 - 10 erworbenen Herrschaften vereinigt waren. Aus diesem riesigen Selekt wurden 1908/09 die Rechnungen der altwürttembergischen Landschreiberei (heute Bestand A 256 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart) und die des altwürttembergischen Kirchenkastens (heute Nr. 3134 - 3200 im Bestand A 282 des Staatsarchivs Ludwigsburg) an das damalige Staatsfilialarchiv Ludwigsburg abgegeben. Auf der anderen Seite erhielt die "Ältere Rechnungsregistratur" des Finanzarchivs seit 1909, stärker dann seit den Finanzministerialerlassen vom 09. Februar und 04. August 1911, erheblichen Zuwachs durch die Einlieferung der bei den Kameralämtern noch erhaltenen alten Rechnungen. Darunter befanden sich auch Rechnungsduplikate bzw. -konzepte altwürttembergischer geistlicher Ämter. Das Finanzarchiv konnte damit in seinen durch die Kassationen von 1810 - 34 so stark betroffenen Rechnungsbeständen manche Lücken schließen. Die so ergänzte "Ältere Rechnungsregistratur" wurde in dem 1911 für das Finanzarchiv fertiggestellten Theateranbau des Schlosses untergebracht, ein neues Repertorium darüber konnte Oberkontrolleur Gotthilf Wörner 1914 abschließen. Nach der Vereinigung des Finanzarchivs mit dem Staatsfilialarchiv Ludwigsburg 1921 erhielt die "Ältere Rechnungsregistratur" in K.O. Müllers gedruckter "Gesamtübersicht" von 1937 die Signatur A 302 - 303. Während des Zweiten Weltkriegs ist von diesem Bestand eine Anzahl geistlicher und weltlicher Ämterrechnungen des 18. Jahrhunderts, die damals in dem Stuttgarter Depot Ulrichstraße verwahrt wurden, bei einem Bombenangriff verbrannt (Einzelnachweise darüber in dem alten Wörnerschen Repertorium). Bei der Reorganisation des Staatsarchivs Ludwigsburg nach dem Zweiten Weltkrieg unter Leitung von Max Miller wurden die Rechnungen der neuwürttembergischen Herrschaften und Ämter aus dem Mischbestand A 302 - 303 herausgezogen und der Provenienz nach aufgestellt, späterhin großenteils auch neu verzeichnet. Die altwürttembergischen Rechnungen wurden sodann, um ihren immer noch gewaltigen Bestand ( ca. 1200 lfd.m) überschaubarer zu machen, in drei Gruppen gegliedert: A 19 a Altwürttembergische Hof-, Residenz- und Spezialrechnungen, A 302 Altwürttembergische weltliche Ämterrechnungen, A 303 Altwürttembergische geistliche Ämterrechnungen. Mit dem neu gebildeten Bestand A 303 wurde mithin die "Rechnungsregistratur" des altwürttembergischen Kirchenrats, soweit sie die Kassationen des frühen 19. Jahrhunderts und die Kriegsverluste von 1944 überstanden hatte, nach andert
III Gesonderte Bestände der Hofkammerverwaltung: Einen letzten Zuwachs an altwürttembergischen geistlichen Ämterrechnungen erhielt das Staatsarchiv Ludwigsburg 1961 mit dem aus Schoß Monrepos übernommenen Depositum der Hofkammer des Herzoglichen Hauses Württemberg. Es handelte sich um die zu Beginn der Königszeit vom Staat an die Kgl. Hof- und Domänenkammer abgegebenen Rechnungsbestände (s. oben S. 6), soweit diese dort erhalten geblieben waren. Dieser Zuwachs konnte aus grundsätzlichen Erwägungen nicht in den vorliegenden Bestand A 303 eingegliedert werden. Da die Hofkammerbestände unter Eigentumsvorbehalt deponiert wurden, mussten sie in Aufstellung und Verzeichnung von den staatseigenen Beständen getrennt gehalten werden. Zu verweisen ist auf geistliche Ämterrechnungen (z. T. erheblichen Umfangs) in folgenden Repertorien der Serie G (Hausarchiv ): G 85 Backnanger Stiftskellerei Gemmrigheim G 90 Kloster Hirsauer Kellerei Hessigheim G 95 Kloster Maulbronner Pflege Kirchheim a. N. G 100 Klosterhofmeisterei und Geistliche Verwaltung Lauffen a. N. G 105 Geistliche Verwaltung Mundelsheim G 110 Klosterhofmeisterei Rechentshofen G 115 Kloster Denkendorfer Kellerei Walheim und Geistliche Verwaltung Besigheim G 120 Geistliche Verwaltung Winnenden.. Die in der Serie G enthaltenen geistlichen Ämterrechnungen sind wichtig vor allem deshalb, weil sie von den einschneidenden Kassationen der staatseigenen Rechnungsreihen und den Verlusten des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben sind.
IV Formale Bestandsbeschreibung: Der Bestand A 303 umfasst nunmehr rund 15 730 Bände bzw. Büschel (von nahezu 160 verrechnenden Dienststellen) in 626 lfd. m. Die Hauptmasse der Rechnungen stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die ältesten Rechnungen setzen mit der Kirchenreformation Herzog Ulrichs 1534 ein, also 15 Jahre später als die ältesten erhaltenen weltlichen Ämterrechnungen. Trotzdem liegen aus der Zeit bis 1550 (Tod Herzog Ulrichs) weit mehr geistliche als weltliche Ämterrechnungen vor, nämlich (die Beilagen eingerechnet) 49 von 26 Beamtungen. Es sind dies (in zeitlicher Reihenfolge): Markgröningen, Geistl. Verw. 1534/35, (Nr. 9101) Neuffen, Geistl. Verw. 1534/35, 1535/36, 1539/40, 1549/50, (Nr. 10791 - 10795) Tuttlingen, Geistl. Verw. 1534/36, 1536/37, 1539/40, (Nr.14126 - 14128) Calw, Geistl. Verw. 1535/36 mit Beilagen (Nr. 2875 u. 2999) Dornstetten, Geistl. Verw. 1535/36 u. 1549/50, (Nr. 3743 - 3744 Göppingen, Stifts- und Geistl. Verw. 1535/36 mit Beilagen, (Nr. 4838 u. 4895) Leonberg, Geistl. Verw. 1535/36 mit Beilagen, (Nr. 7721 u.7783) Lorch, Klosterverwaltung 1535/36, (Nr. 8311) Alpirsbach, Klosterverwaltung 1536/37 u. 1539/40, (Nr. 349 - 350) Backnang, Stiftsverwaltung 1536/37, (Nr. 1022) Nürtingen, Geistl. Verw. 1536/37, 1539/40, (Nr. 10973 - 10974) Weinsberg, Geistl. Verw. 1536/37, 1539/40, 1549/50, (Nr. 15283 - 15285) Wildberg, Geistl. Verw. 1536/37, 1539/40, (Nr. 15590 - 15591) Neuenstadt a.K., Geistl. Verw. 1537/38, (Nr. 10603) Stuttgart, Stiftsverwaltung 1539/40, (Nr. 13086) Großbottwar, Geistl. Verw. 1540/41 - 1544/45, (Nr. 5112 - 5116) Güglingen, Geistl. Verw. 1540/41, (Nr. 5275) Dornhan, Alpirsbacher Pflege 1541/42, (Nr. 3594) Offenhausen, Klosterhofmeisterei 1541/42, (Nr. 11265) Cannstatt, Geistl. Verw. 1542/43, (Nr. 3043) Brackenheim Geistl. Verw. 1543/44 mit Beilagen, (Nr. 2555 u. 2657) Pfullingen, Klosterhofmeisterei 1544/45, 1549/50 mit Beilagen, (Nr. 11588 - 11589) Neuenbürg, Geistl. Verw. 1547/49, 154950, (Nr. 10421 - 10421 a) Böblingen, Geistl. Verw. 1549/50 (Nr. 2427) Kirchheim u.T., Geistl. Verw. 1549/50, (Nr. 6940 Möckmühl, Geistl. Verw. 1549/50, (nr. 9559 - 9560) Mit ganz wenigen Ausnahmen handelt es sich bei diesen älteren Rechnungen um solche über die Einkünfte der "vacierenden Pfründen" (d.h. der erst unter Herzog Christoph fest organisierten "Geistlichen Verwaltungen"). Die Rechnungen der großen Mannsklöster und ihrer Pflegen fehlen aus dieser Zeit fast durchweg. Ludwigsburg, August 1967 Dr. W. Grube Die Retrokonversion des Findbuchs bzw. die Umformung der maschinenschriftlichen Vorlage für die internetgerechte Präsentation dieses Bestands des Hauptstaatsarchivs Stuttgart wurde von Regina Eberhardt unter Anleitung von Dr. Franz Moegle-Hofacker im November 2006 abgeschlossen.