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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 568
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Forstämter, Hüttenwerke, Salinen und Gestüt >> Salinen
1612-1919
Überlieferungsgeschichte
Der Bestand A 568 wurde dem Hauptstaatsarchiv im Jahr 1979 übergeben . Er besteht etwa zu drei Vierteln aus Rechnungen, Rechnungsbeilagen und sonstigen Bänden sowie zu einem Viertel aus Akten.
1. Zur Geschichte der Saline Sulz: Die reichhaltigen Salzquellen der Saline Sulz wurden über Jahrhunderte hinweg genutzt; auch die Stadt Sulz führt ihren Namen auf das dortige Salzvorkommen zurück (Erste Nennung 790 "Sulza", wohl salzige Stelle). Im Mittelalter war die Stadt gleichermassen Ackerbürgersiedlung wie Handelszentrum. (1) Die Sulzer Salzquellen brachten den Grafen von Sulz, die 1095 erstmals urkundlich erwähnt werden, ansehnliche Einkünfte. Dennoch verloren sie ihren Besitz und konnten ihn trotz mehrfacher Versuche nicht mehr auf Dauer zurückgewinnen. Ihre Nachfolger, die Herren von Geroldseck, die um 1300 eine eigene Linie (von Geroldseck zu Sulz) begründeten, wurden durch zahlreiche Fehden geschwächt, die auch ihre Verschuldung anwachsen liess. So konnte Württemberg 1423 das Öffnungsrecht der Stadt Sulz erwerben, kaufte wenig später die Schulden der Geroldsecker und setzte sich zwischen 1471 und 1473 in den Besitz ihrer Herrschaft. (2) Im Jahr 1483 wurde Sulz - allerdings mit einer Unterbrechung zwischen 1519 bis 1534 - Sitz des württembergischen Obervogts am Schwarzwald, dem die Ämter Sulz, Rosenfeld, Dornstetten, Dornhan und Hornberg unterstellt waren. (3) Die älteste, ursprünglich einzige Salzquelle befand sich auf dem Sulzer Marktplatz, wo bis 1570 auch 14 Siedehallen standen, in denen die Sole gesotten wurde. Im Jahr darauf - 1571 - liess man diese abbrechen und erbaute an ihrer Stelle das Rathaus. Zur selben Zeit wurde auf der Flussinsel (dem Wört) außerhalb der Stadt am linken Neckarufer ein Siedehaus mit vier Pfannen errichtet. Der jährliche Ertrag betrug damals 6000 bis 6500 Zentner Salz. Im Jahr 1645 waren bei der Saline "etliche hundert" Personen beschäftigt. Zwischen 1735 und 1751 wurden auf dem Wört vier neue "Gradierhäuser" erstellt. (4) Da die Sole etwa zur selben Zeit schwächer wurde, erbohrte man v.a. unter der Leitung des Salzfaktors Georg Friedrich Heß (1751-1772) und des Salineninspektors Johann Georg Schmid (1772-1804) drei neue Quellen. (5) Württemberg bezog bis ca. 1803 seinen gesamten Salzbedarf von der Saline Sulz. Sie verlor jedoch ihre wirtschaftliche Bedeutung, als damals die ergiebigeren Salzbergwerke am Kocher württembergisch wurden. (6) Immerhin lieferte die Sulzer Saline 1823 noch ungefähr 7000 Zentner Kochsalz und 200 Zentner Viehsalz sowie 22700 "Kübel" Hallerde, ein begehrtes Düngemittel. (7) Im Jahr 1835 waren bei der Saline Sulz immer noch 50 Personen beschäftigt. (8) Nach der Erschliessung neuer Solevorkommen bei Bergfelden (nahe Sulz) und der Verlegung von Soleleitungen zur Sulzer Saline um 1840 und nochmals um 1860 stieg die Salzproduktion wieder an. Da auch die Siedeeinrichtungen verbessert wurden, konnte die Speisesalzherstellung zwischen 1860 und 1870 auf jährlich 25000 Zentner gesteigert werden. Trotz aller Modernisierungen war bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Stillegung der Saline im Gespräch, obwohl immer noch jährlich zwischen 22000 und 24000 Zentner Salz produziert wurden. Zu jener Zeit waren im Salinenbetrieb noch 15 Arbeiter tätig. Nachdem zu Beginn des Krieges die Hallerde- bzw. Düngemittelherstellung zu Sulz eingestellt wurde, gab am 1. April 1924 auch die uralte Saline die Salzproduktion auf. Die Stadt erwarb das Salinengebäude samt allen Bauten und Einrichtungen sowie die mit dem Werk verbundene Wasserkraft. Fast alle Gebäude wurden abgebrochen. Sulz hatte sein Wahrzeichen verloren. (9) Literatur: (1) Das Land Baden-Württemberg, Bd. 6, Stuttgart 1982, S. 517 f. (2) Baden-Württemberg (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 6), herausgegeben von Max Miller und Gerhard Taddey, Stuttgart 1965, S. 660 f. (3) Das Land Baden-Württemberg (wie Anm. 1), S. 517 f. (4) Gradierhäuser = Häuser, in denen die Sole maschinell konzentriert wurde (Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 4, Leipzig 1958, S. 1687) (5) Beschreibung des Oberamts Sulz, Stuttgart 1863, S. 115 -119 (6) Baden-Württemberg (wie Anm. 2), S. 661 (7) Hallerde = ein Salz und Gips enthaltender Ton, der mit Mutterlauge genetzt wurde (Beschreibung des Oberamts Sulz, wie Anm. 5), S. 117 (8) Beschreibung des Oberamts Sulz (wie Anm. 5), S. 119 (9) Walter Carle, Die Geschichte der altwürttembergischen Saline zu Sulz am Neckar, die Herkunft ihrer Solen und die Salinentechnik, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte, XXII. Jahrgang, Stuttgart 1963, S. 143-146
2. Zur Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Der vorliegende Bestand A 568 Saline Sulz gehört zur Rubrik "Forstämter, Hüttenwerke, Salinen und Gestüt" der Abteilung "Altwürttembergisches Archiv" des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Diese Bestände entstammen den Registraturen der Außenbehörden und kamen über die Nachfolgestellen ins Staatsarchiv Ludwigsburg. (1) Von dort wurden sie dem Hauptstaatsarchiv im Jahr 1969 übergeben; der Bestand A 568 allerdings erst 1979 (Az.: H. I. 11a). (2) Weitere Überlieferungen betreffend die Saline Sulz finden sich vor allem in folgenden Beständen: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten; A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten; A 249 Rentkammer: Ämterakten; A 302 Weltliche Ämterrechnungen; A 304 Reskripten- und Berichtsbücher der Bezirksämter; A 406, A 406 L Weltliches Amt Sulz. Der gesamte Bestand A 568 war seither unverzeichnet. Er besteht etwa zu drei Vierteln aus Rechnungen, Rechnungsbeilagen und sonstigen Bänden. Da sich beim Bestand ein "Repertorium über die Salinenregistratur" von 1805/06 befand, wurde versucht, das ehemalige Salinenarchiv zu rekonstruieren. Dies ist bei den Bänden an Hand dieses alten Repertoriums gelungen. Bei den Akten war dies wegen der Unübersichtlichkeit dieses Repertoriums nicht möglich. Hier mußte die Rekonstruktion der Salinenregistratur mit Hilfe der alten Faszikelbeschriftungen erledigt werden, was aber weitgehend durchführbar war. Allerdings hat sich dabei herausgestellt, daß bei den Akten erhebliche Verluste eingetreten sind. Eingefügt wurde in den vorliegenden Bestand noch ein Faszikel aus A 406 L Weltliches Amt Sulz, der dem früher unverzeichneten Teil dieses Bestandes entnommen worden war und provenienzgemäß zum Salinenbestand Sulz gehört (jetzt A 568 Bü 1457). Das obengenannte "Repertorium" wurde in den Bestand A 605 Ältere Repertorien eingeordnet. Die Aufnahme erfolgte Ende 2003/Anfang 2004 unter Anwendung des Computerprogramms Midosa 95 durch die Unterzeichnete. Bei der Vorordnung des Bestandes haben die Anwärter Maxi Eichhorn und Thomas Joos mitgewirkt. Der Bestand A 568 umfaßt nun 1572 Büschel im Umfang von ca. 15 lfd. m. Bei der Verzeichnung wurde folgende Literatur verwendet: Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, Bd. 1-6, Tübingen 1904-1936; Walther Pfeilsticker, Neues württembergisches Dienerbuch, Bd. 1-3, Stuttgart 1957-1974. Stuttgart, im Januar 2004 Christine Bührlen-Grabinger Literatur: (1) Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, Altwürttembergisches Archiv, 2. erweiterte Auflage, bearbeitet von Hans-Martin Maurer, Stephan Molitor und Peter Rückert, Stuttgart 1999, S. 223 (2) Ebd. S. 229