In addition to the technically required cookies, our website also uses cookies for statistical evaluation. You can also use the website without these cookies. By clicking on "I agree" you agree that we may set cookies for analysis purposes. You can see and change your cookie settings here.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 489 K
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Bezirksbehörden des Kirchenguts und der Universität >> Kloster- und Stiftsgutverwaltungen
(1148) 1170-1757
Überlieferungsgeschichte
1999 vom Generallandesarchiv Karlsruhe übergeben (ehemals Abt. 39)
1. Zur Geschichte des Klosters Herrenalb: Herrenalb gehörte zu einer ganzen Reihe von Zisterzienserklöstern, die um die Mitte des 12. Jahrhunderts im deutschen Südwesten gegründet wurden. Allerdings ist es hier neben Tennenbach im Breisgau das einzige, das in den abgelegenen Höhen des Schwarzwaldes angelegt wurde und damit den Ordensidealen der Weltabgeschiedenheit sehr nahe kam. Gestiftet wurde das Kloster nach der offensichtlich verfälschten Gründungsurkunde von 1148 durch Berthold von Eberstein, der damit seiner Familie auch eine repräsentative Grablege verschaffen wollte. Gleichzeitig übernahm der Mönchskonvent die weitere Erschließung, Rodung und Besiedlung des oberen Albtals, die bereits durch die Herren von Eberstein mit dem Bau der Burg Falkenstein eingeleitet worden war. Die Burg wurde zugunsten des unmittelbar benachbarten Klosters offenbar bald wieder aufgelassen, doch blieb der Beitrag der Herrenalber Mönche zum Landesausbau gering. Der Gründungskonvent Herrenalbs kam aus Kloster Neuburg im Elsaß; Herrenalb gehörte über Lützel zur Filiation von Morimond. Herrenalber Tochterklöster hat es nicht gegeben, nur über die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal (bei Baden-Baden) wurde zeitweise die Paternität ausgeübt. Das besondere Profil der Herrenalber Geschichte wurde von Beginn an gezeichnet durch seine enge Bindung an die Gründerfamilie, die Herren von Eberstein. Diese gründete wenig später das benachbarte Benediktinerinnenkloster Frauenalb und stieg um 1200 in den Gra-fenrang auf. Mehrere zeitgenössische Stadtgründungen repräsentieren daneben die herausragende herrschaftliche Bedeutung der Ebersteiner zwischen Rhein und Nordschwarzwald im 12. und 13. Jahrhundert. Vogteistreitigkeiten im späten 13. Jahrhundert schwächten den Einfluss der Ebersteiner sehr; die Vogteirechte gingen damals an die Markgrafen von Baden und anschließend an die Grafen von Württemberg über, die sich schließlich als Schirmherren des Klosters behaupten konnten. 1497 wurde das Schirmrecht über Herrenalb dann zwischen Baden und Württemberg geteilt und das Kloster selbst der württembergischen Landesherrschaft unterworfen. Die weiträumige Verteilung des Herrenalber Besitzes beeinträchtigte seine Wirtschaftskraft sehr: Besitzschwerpunkte ("Pflegen") lagen um das Kloster selbst, um Ottersweier und Malsch in der Rheinebene, um Langensteinbach am nördlichen Schwarzwald, um Merklingen und um Vaihingen an der Enz sowie um Bruchsal und Derdingen im Kraichgau. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Klosteranlage stark beschädigt, auch Teile der Ausstattung, der Bibliothek und des Archivs gingen damals verloren. Mit der Einführung der Reformation in Württemberg mussten 1536 alle Mönche das Kloster verlassen. Die anschließend hier eingerichtete Klosterschule wurde schon 1595 wieder geschlossen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch in Herrenalb kurzfristig wieder eine klösterliche Gemeinschaft restituiert (1629-1649); danach wurde sein Besitz noch bis 1806 als württembergisches Klosteramt verwaltet.
2. Zur Überlieferung und Bearbeitung des Klosterarchivs: Angesichts der nurmehr ruinösen Erhaltung der Herrenalber Klosteranlage, des nur noch spärlich vorhandenen einstigen Inventars sowie der kümmerlichen und verstreuten Reste der Klosterbibliothek bietet das Herrenalber Klosterarchiv noch den geschlossensten und bei weitem umfangreichsten Überlieferungskomplex aus der Klosterzeit: Mit über 1.500 Urkunden nimmt die Herrenalber Überlieferung nach der des Klosters Bebenhausen und noch vor der Maulbronns im Vergleich mit den anderen altwürttembergischen Klöstern eine Spitzenstellung ein. Dazu kommt eine dichte Aktenüberlieferung und eine Amtsbuchserie von fast 200 Bänden, die freilich vor allem in die frühe Neuzeit datieren. Die wechselhafte Geschichte des Herrenalber Klosterarchivs ist gut bekannt: War bereits von Verlusten während des Bauernkriegs die Rede, so wurde das Klosterarchiv nach dem Übergang an Württemberg anlässlich der langwierigen Prozesse mit der Pfalz und Baden im 16. Jahrhundert noch weiter gelichtet. Nach ihrer Restituierung im Dreißigjährigen Krieg wurden die Archivalien anschließend nach Salem geflüchtet, von wo aus sie größtenteils erst 1842 an das Generallandesarchiv Karlsruhe abgegeben wurden. Von Karlsruhe aus wurden die ausschließlich württembergische Orte betreffenden Urkunden nach dem Pertinenzprinzip bis 1878 an das königliche Haus- und Staatsarchiv nach Stuttgart weitergegeben. Gleichzeitig wurde der Herrenalber Archivbestand in Karlsruhe durch neu zugewiesene Urkunden aus den Karlsruhe Berständen erweitert. Den daraus resultierenden Zustand des zwischen den Archiven in Karlsruhe und Stuttgart aufgeteilten und in Karlsruhe zudem angereicherten Herrenalber Urkundenbestands, von dem die Akten getrennt worden waren, spiegeln die beiden damals erstellten Repertorien: Im Generallandesarchiv wurde 1879 das neugeordnete Herrenalber Urkundenarchiv durch Friedrich von Weech neu verzeichnet; in Stuttgart wurde das ältere Repertorium von Scheffer durch Otto von Alberti überarbeitet und ergänzt. Im Juli 1999 wurde der Herrenalber Urkundenbestand des Generallandesarchivs Karlsruhe (= Bestand 39) im Rahmen des Beständeaustauschs der baden-württembergischen Staatsarchive gemäß den Richtlinien der Landesarchivdirektion an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart abgegeben, im November 2001 folgten die in Karlsruhe vormals selektierten (24) Urkunden Herrenalber Provenienz sowie die (26) Amtsbücher. Zurückbehalten wurden dort die später dem Bestand zugeführten (166) Urkunden, die nicht Herrenalber Provenienz aufweisen, sowie die größtenteils in den Bestand 229 eingegangenen und nicht mehr herauszulösenden Akten. Im Hauptstaatsarchiv erhielt der Bestand der Herrenalber Urkunden in Analogie zu dem bereits vorhandenen Bestand die Signatur A 489 K. Damit ist das Herrenalber Urkundenarchiv - bis auf die frühen Verluste und einige heute im Stiftsarchiv St. Paul im Lavanttal befindliche Stücke - wieder umfassend unter den Beständen A 489 und A 489 K zu greifen. Die Herrenalber Aktenüberlieferung findet sich im Hauptstaatsarchiv ebenfalls unter A 489, die Amtsbuchserie ist unter der Signatur H 102/31 selektiert. Während die im Generallandesarchiv ehemals selektierten Kaiser-, Königs-, Papst- und Privaturkunden nun wieder in die Herrenalber Klosterüberlieferung unter A 489 K eingereiht wurden, finden sich die Stuttgarter Selekturkunden Herrenalbs nach wie vor im Kaiserselekt unter H 51. Darüber hinaus befinden sich, wie gesagt, 32 Urkunden aus dem Herrenalber Klosterarchiv heute im Stiftsarchiv von St. Paul im Lavanttal (Kärnten), wohin sie über den Klosterkonvent von St. Blasien gelangt waren. Es ist vorgesehen, die urkundliche Überlieferung Herrenalbs über ein Online-Findmittel im Rahmen des Projekts MIDOSA21 umfassend zugänglich zu machen. Hierfür wurde der ehemalige Karlsruher Teil nun als Bestand A 489 K aufgearbeitet und entsprechend als ergänzungs- und verknüpfungsfähiges Online-Findbuch konzipiert. Die Grundlage hierfür bildete die alte Karlsruher Verzeichnung von 1879, die den Bestand allerdings nur lücken- und fehlerhaft, zudem unsystematisch und oberflächlich erfasste. Sie wurde überarbeitet, korrigiert und ergänzt; die Selekturkunden wurden provenienzgerecht wieder eingearbeitet. Die alte Klassifikation, die zwischen Generalia und Spezialia unterschied, wurde beibehalten; die ehemalige Rubrik "Ausland-Württemberg" aufgelöst und integriert. Innerhalb der Klassi-fikationsgruppen wurde chronologisch sortiert. Die alten Urkundennummern wurden - bis auf die der Selekturkunden - weitestgehend beibehalten (vgl. Konkordanz 2). Das zugrunde gelegte Verzeichnungsschema gliedert sich in: Datum/Ausstellungsort - Regest (mit Originaldatierung) - Formalbeschreibung - Vorsignatur(en) - Publikation. Original-schreibweise (in Kursive) findet sich in der Regel nur bei der Angabe der Originaldatierung; die Volltextrecherche im Online-Findmittel ist bekanntlich auf normierte Schreibweise angewiesen. Für die Zeit bis 1300 liegen auch die Herrenalber Urkunden weitestgehend in älteren Publikationen vor, für die spätere Zeit nur einige wenige (vgl. ZGO 1, 2, 5 - 9, 12, 13, 31 sowie WUB). Neben dem angeführten Aktenbestand Herrenalbs im Generallandesarchiv Karlsruhe (= GLA Bestand 229) und einigen weiteren hier verwahrten Handschriften (= GLA Bestand 65), den im Stuttgarter Kaiserselekt liegenden Urkunden (= H 51), der Lagerbuchserie (= H 102/31) und den Beständen der Herrenalber Pflegen Merklingen (= A 503 L) und Vaihingen (unter A 416 L) bieten hier vor allem die Überlieferung des württembergischen Oberrats (A 206, A 213), des Kirchenrats (A 284) sowie einige einschlägige Handschriften (unter J 1) ergänzendes Material. Die Textverarbeitung mit MIDOSA 95 als Grundlage für das Online-Findmittel leistete Gisela Filipitsch; die Neuverpackung und Signierung des Bestandes besorgte Erika Burkhardt. Der Bestand umfasst nun 753 Urkunden im Umfang von 10,5 lfd. m. Stuttgart, im Dezember 2002 Dr. Peter Rückert
3. Editionen, Regestenwerke und Literatur: Kurt Andermann: Kloster Herrenalb. In: Sönke Lorenz (Hg.): Der Nordschwarzwald. Von der Wildnis zur Wachstumsregion, Filderstadt 2001, S. 155-157 Johann Friedrich Böhmer (Bearb.): Regesta Imperii IV, 3 (Heinrich VI.), Köln/Wien 1972; VI, 1 und 2, Innsbruck 1898, 1933-1948; VIII, Innsbruck 1877 C. G. Dümgé (Hg.): Regesta Badensia, Karlsruhe 1836 Helmut Pflüger: Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb von ihrer Gründung im Jahre 1149 bis zum Verlust ihrer Reichsunmittelbarkeit im Jahre 1497 (bzw. 1535), Stuttgart 1958 August Potthast (Hg.): Regesta Pontificum Romanorum (1198-1304), 2 Bände, Berlin 1874/75 Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050-1519, 4 Bände, bearb. von Richard Fester u.a., Innsbruck 1900-1913 Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern (1314-1347), Heft 2: Die Urkunden aus den Archiven und Bibliotheken Badens, bearb. von Johannes Wetzel, Köln/Weimar/Wien 1994 Peter Rückert (Bearb.): Gottesaue. Die Urkunden der Benediktinerabtei 1110-1550, Stuttgart 2000 Peter Rückert: Privilegien des Klosters Herrenalb im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, in: Archivnachrichten Nr. 24 (Mai 2002), S. 12 Peter Rückert/Hansmartin Schwarzmaier (Hg.): 850 Jahre Kloster Herrenalb. Auf Spurensuche nach den Zisterziensern (= Oberrheinische Studien 19), Stuttgart 2001 Johann Daniel Schöpflin: Historia Zaringo-Badensis, Bd. 5, Karlsruhe 1765 Karl Friedrich Stumpf: Die Reichskanzler vornehmlich des 10., 11. und 12. Jahrhunderts, Innsbruck 1865-1883 Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Altwürttembergisches Archiv, 2. Aufl. bearb. von Hans-Martin Maurer, Stephan Molitor und Peter Rückert, Stuttgart 1999 Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. vom kgl. Staatsarchiv, 11 Bände, Stuttgart 1849-1913 Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bände 1 (1850), 2 (1851), 5-9 (1854-58), 12 (1861), 13 (1862), 31 (1879)