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E 10/N 105 Bildhauerei Krauß (Bestand)
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Form und Inhalt: Beschreibung des Bestands
Der Bestand wurde dem Archiv am 31. Januar 2000 von Herrn Krauß von der Firma Krauß in drei Boxen geschenkweise übergeben.
Die Boxen enthielten knapp 390 Fotos, ca. 110 Skizzen und einige Zeichnungen von Steinmetzarbeiten, zahlreiche Kataloge, Broschüren und ähnliches für Grabmalzubehör bzw. Grabmalmaterial sowie einige wenige Druckschriften. Der Bestand war völlig ungeordnet. Die Laufzeit ist nicht genau zu ermitteln, das älteste Fotos wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aufgenommen, eine Jubiläumsschrift zum 100jährgen Bestehen der Firma Krauß stammt als deutlich jüngster Bestandteil aus dem Jahr 1979. Der größte Teil stammt aber aus der Zeit zwischen 1920 und 1965.
Der Bestand wurde im Frühjahr 2000 von Michael Fabich geordnet und verzeichnet.
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Zur Firmengeschichte
Die Gründung der Firma Krauß geht auf das Jahr 1879 zurück. Am 14. Dezember jenes Jahres begann der zwanzigjährige Heinrich Krauß in der Kornhausstr. 17 als selbstständiger Holzbildhauer. Zunächst standen Schnitzarbeiten von Beiwerk zu Möbeln im Vordergrund, später gewannen zunehmend Steinmetzarbeiten für Grabmale, Bauplastiken und Ornamente an Bedeutung. So wurde die Firma Krauß einer von zwei Steinmetzbetrieben, die wesentlich zur Gestaltung des Tübinger Stadtfriedhofes beitrugen.[1]
Nachdem Heinrich Krauß zwischenzeitlich die Belthlestr. 37 erworben hatte, erfolgte 1902 der Umzug in die Rappstraße, in der sich bis heute der Firmensitz befindet. Das fast sein gesamtes Berufsleben begleitende Engagement im Gewerbeverein bzw. dessen Dachverband führte dazu, dass Heinrich Krauß 1921 die Plakette für besondere Verdienste im Handwerkswesen erhielt.[2]
Als er am 24. April 1932 verstarb, war sein Sohn Heinrich Krauß schon lange in seine Fußstapfen getreten. Unter seiner Leitung entstanden Arbeiten u.a. für die Stiftskirche (1933-36), am neuen Standortlazarett, für die Pathologie, das Schloss und die Universität, aber auch viele Figuren für die Häuser Bosch und Zundel auf dem Berghof und in Sillenbuch. Kontinuierlich wurde die Werkstatt mit den jeweils modernsten Geräten des Steinmetzhandwerks ausgestattet und der Geschäftserfolg machte schließlich die Beschäftigung von 16 Steinmetzen möglich. Davon wurden dann allerdings zum ersten Mal in der Firmengeschichte 1952 einige aufgrund fehlender Aufträge entlassen.
Obwohl private Aufträge für Plastiken und Ornamente an Gebäuden u.a. durch die Einführung der Zementbauweise selten geworden sind, konnte diese Tradition durch vereinzelte Aufträge aus dem Umland und vor allem aufgrund von öffentlichen Aufträgen aus Tübingen und von auswärts aufrecht erhalten werden . Eine bekannte Arbeit in Tübingen ist die steinerne Umrandung des Marktbrunnens.[3] Auswärtige Arbeiten sind z.B. an der Marienkirche in Reutlingen, dem Kloster in Bebenhausen, und zahlreichen Kirchen des Umlandes zu sehen. Auch zahlreiche Kriegerdenkmäler in der Region sind nach Entwürfen von Ugge Bärtle, Professor Fechner und anderen in der Rappstraße entstanden. Die Bedeutung der Herstellung von Grabmalen fand in der Errichtung eines Verkaufs- und Ausstellungsraumes am Bergfriedhof seinen Ausdruck.
Als Heinrich Krauß am 18. April 1975 starb, hieß es in der Lokalzeitung, dass Tübingen mit dem „Steinmetz von altem Schrot und Korn“ ein markantes Profil verloren habe.[4] Für die Fortführung des Betriebes sorgten diesmal gleich zwei Söhne: Hans Heinrich und Gustav Krauß.
1979 beschäftigen sie zehn Gesellen, davon fünf mit Meisterprüfung, und drei Lehrlinge.
Die Söhne, Werner und Hans, setzen die Tradition des klassischen mittelständischen Familienbetriebes, Steinbildhauerei Krauß, nunmehr in der vierten Generation fort.
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Herzstück des Bestandes sind die Fotografien, und hier sind es die 240 Fotos von Grabmalen, die häufig nicht lange nach ihrer Entstehung und Aufstellung auf dem Friedhof aufgenommen wurden, die den Hauptbestandteil bilden.
Der größte Teil dieser Fotos befindet sich alphabetisch geordnet in E 10/N 105 Nr. 1, die restlichen finden sich unter E 10/N 105 Nr. 2-6.
Weil sich die 170 Fotos unter E 10/N 105 Nr. 1 lose und völlig ungeordnet in den übergebenen Boxen befanden und aussagekräftige Notizen auf den Fotos fehlen, ist es nur in Einzelfällen, etwa weil gleichzeitig Skizzen vorhanden sind (s.u.), eindeutig, dass es sich bei den abgebildeten Grabsteinen um Arbeiten der Firma Krauß handelt. Auch der Ort bzw. der Friedhof ist nur selten ohne weiteres zu bestimmen. Gesagt werden kann aber, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit zum größten Teil, wenn nicht gar fast ausschließlich um Arbeiten Kraußscher Herkunft handelt und dass sie sich meistens in Tübingen bzw. der näheren Umgebung befanden bzw. befinden. Davon auszugehen liegt bei den in Alben bzw. auf Albenseiten vorgefunden Fotos, noch etwas näher, aber nähere Informationen fehlen auch hier. Der Zeitpunkt der Entstehung liegt bei über der Hälfte der abgebildeten Grabsteine in den dreißiger Jahren.[5] Etwa ein Viertel stammt aus den fünfziger Jahren. Auffällige Häufungen gibt es noch in den Jahren von 1914 bis 1918, von 1925 bis 1928 und in den vierziger Jahren. Die Restlichen sind unregelmäßig verteilt, wobei der älteste aus dem Jahr 1886, der zweitälteste aber schon aus dem Jahr 1907 stammt. Die deutlich jüngsten Grabsteine sind aus den Jahren 1962 bis 1965 und finden sich geschlossen unter E 10/N 105 Nr. 5.
Unter E 10/N 105 Nr. 7-15 sind die restlichen gut 40 Fotos zusammengestellt. Sie zeigen unterschiedlichste Steinmetzarbeiten, einen Bauplatz, auf dem Steinmetzarbeiten verrichtet werden, aber auch Motive, die sich nur schwer einordnen lassen, wie Architekturmodelle oder gewerbliche Fassadenschriften. Insgesamt gilt hier verstärkt das, was über die Fotos der Grabmale gesagt wurde: Die Rolle, welche die Firma Krauß im Zusammenhang mit den fotografierten Motiven spielt, ist unklar. Für Vermutungen gibt es hier meist noch viel weniger Ansatzpunkte, da neben dem Ort auch der Zeitpunkt sowohl der Aufnahme als auch der Produktion des fotografierten Objektes im Dunkeln liegt.
Insgesamt 92 Bleistiftskizzen/Entwürfe im Zusammenhang mit 45 verschiedenen Grabsteinen umfasst E 10/N 105 Nr. 16. Hier kann als sicher gelten, dass die Urheberschaft bei der Firma Krauß liegt. Die Skizzen sind ebenfalls nach den Namen der Verstorbenen alphabetisch geordnet. In 8 Fällen liegen Fotos des schließlich ausgeführten Grabsteines vor (s. „Enthält“ zu E 10/N 105 Nr. 16). Weitere 16 Blätter mit Bleistiftskizzen, denen kein Name zugeordnet werden kann, befinden sich in E 10/N 105 Nr. 17. Unter den 3 Zeichnungen unter E 10/N 105 Nr. 18 bis E 10/N 105 Nr. 20 ist eine Kohlezeichnung eines Grabmales für Pauline Krone erwähnenswert. Ob es das Grabmal gibt oder ob es sich um einen nicht ausgeführten Entwurf handelt ist unklar.
Die wenigen Druckschriften finden sich unter E 10/N 105 Nr. 21 bis E 10/N 105 Nr. 26. Die wichtigste ist die Jubiläumsschrift zum 100jährigen Bestehen der Firma Krauß.
Unter E 10/N 105 Nr. 27 bis E 10/N 105 Nr. 59 finden sich Materialien, die nicht von der Firma Krauß, sondern vornehmlich von Unternehmen aus dem süddeutschen Raum stammen. Es handelt sich um etwa 25 Kataloge, 90 Tafeln und einige einzelne Blätter sowie Preislisten, die Grabmale und mit Grabmalen in Verbindung stehende Produkte wie Marmor, Bronzefiguren, Buchstabenmuster und ähnliches zum Inhalt haben. Die Datierten stammen aus den Jahren 1928 bis 1962. Die anderen dürften ebenfalls in diesen Zeitraum fallen. Sie sind weitgehend nach Art des Inhalts und Herkunft geordnet. E 10/N 105 Nr. 46 stellt eine Ausnahme dar, weil es sich um ein Fotoalbum mit 32 Fotos handelt und nur die Art der Fotos nahelegt, dass es sich um Werbematerial eines anderen Unternehmens handelt.
Einzelne Materialien, die sich zu keinem anderen Teil des Bestandes zuordnen lassen, finden sich unter E 10/N 105 Nr. 60-64. Darunter sind z.B. Geschäftskarten der Firma Krauß und ein kleines Brett mit Mustern von Metallbuchstaben.
Unter E 10/N 105 Nr. 65-67 wurden die überformartigen Materialien eingeordnet, weil ihre sachliche Zuordnung keine entsprechende Aufbewahrung erlaubt hätte. Es handelt sich dabei um zwei Kataloge für Grabmale und einige gedruckte Blätter mit Buchstabenmustern.
Am Ende des Bestandes, unter E 10/N 105 Nr. 68, werden schließlich 97 Dubletten von Fotos, die bereits unter E 10/N 105 Nr. 1 im Einzelnen aufgenommen wurden, ungeordnet und ohne detaillierte Verzeichnung aufbewahrt.
Zur Findliste wurde ein Personen-Index erstellt, der sämtliche Personen umfasst, zu denen sich ein Foto oder eine Skizze eines Grabmals oder Gedenksteines im Bestand befindet.
M. Fabich
[1] Vgl. Helmut Hornbogen, Der Tübinger Stadtfriedhof, Tübingen 1995, S. 124f.
[2] Vgl. Tübinger Chronik, 88. Jg., Nr. 95a, vom 25. April 1932.
[3] Vgl. Schwäbisches Tagblatt, 9. Jg., Nr. 200, vom 29. August 1953.
[4] Vgl. Schwäbisches Tagblatt, 31. Jg., Nr. 98, vom 29. April 1975.
[5] Unterstellt wird weitgehende Übereinstimmung zwischen dem jeweils frühesten Sterbe- und dem Herstellungsjahr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.